Ob als fahrender Roboter, der Senioren im Pflegeheim die richtigen Medikamente bringt, als Roboterarm, der Ärzte während Operationen unterstützt, oder als Smartphone-App, die Hautkrebs erkennen kann – Künstliche Intelligenz (KI) hält zunehmend Einzug in unser Gesundheits- und Pflegesystem. Zwar sind noch nicht alle Anwendungen ausgereift, doch langfristig erhofft man sich vom Einsatz dieser und ähnlicher KI-Systeme sowohl eine Entlastung der Pflegekräfte als auch präzisere Behandlungen und Diagnosen.
Doch trotz aller potenziellen Vorteile gibt es auch Bedenken, wenn Patienten und Pflegebedürftige plötzlich mit Maschinen anstatt mit Menschen interagieren. Insbesondere in der Pflege, wo zwischenmenschlicher emotionaler Kontakt zwischen Patienten und Pflegern essentiell ist, wird der Einsatz von Maschinen teils skeptisch betrachtet. Oliver Bendel, der am Institut für Wirtschaftsinformatik der FHNW in der Schweiz lehrt und sich bereits seit vielen Jahren mit den Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen beschäftigt, teilt diese Sorge nicht: „Pflegeroboter unterstützen und entlasten zunächst einmal Pflegekräfte. Diese werden bis auf weiteres nicht ersetzt. Man arbeitet in der Regel im Tandem zusammen. Von daher fällt der menschliche Kontakt nicht weg.“
Bisher werden Roboter nur in wenigen Heimen eingesetzt. An mangelnder Akzeptanz liegt dies jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Eine aktuelle Feldstudie der Universität Basel legt sogar nahe, dass Menschen, die besonders auf Hilfestellung angewiesen sind, Roboter überwiegend positiv aufnehmen, da sie von deren Unterstützung profitieren. „Manche Patienten möchten sogar in bestimmten Angelegenheiten lieber einen Roboter bei sich haben als einen Menschen, etwa bei Waschungen im Intimbereich“, sagt Bendel. „Der eigentliche Grund, warum die Roboter, an denen bereits seit vielen Jahren geforscht wird, noch nicht stärker eingesetzt werden, ist das Geld“, sagt Karsten Weber vom Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung an der OTH Regensburg. Weder Kranken- noch Pflegeversicherungen würden momentan die Kosten für solche Assistenzsysteme tragen, weshalb die Patienten selbst dafür aufkommen müssten.