Strohschneider sensibilisiert dafür, dass die Wissenschaft selber entscheidend dazu beigetragen habe, dieses Vertrauen in den vergangenen Jahren zu gefährden; unter anderem dadurch, dass sie sich zu wenig mit den Machtkonzentrationen auseinandergesetzt hat, die mit moderner wissenschaftlicher Erkenntnis ermöglicht wurden – sei es im Bereich der Digitalisierung, der synthetischen Biologie oder des Genome Editings, aber auch der ökonomischen Analyse. „Wir erklären Wissen zum wichtigsten Faktor ökonomischer Prosperität, uns Wissenschaftler aber als unzuständig für die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus.“ Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Moderne Wissenschaft lebt von der Fragmentierung. Durch den Detailblick gewinnt sie ihre Tiefe. Um den zu erreichen, muss sie vieles ausblenden: Der Rust-Belt-Arbeiter spürt durchaus zu Recht, dass die bestehende dominante Wissenschaft keine Antworten auf seine Probleme gibt.
So richtig und brillant die Analyse ist, so enttäuschend fallen die Handlungsempfehlungen von Peter Strohschneider aus: Sie laufen lediglich auf „einschneidende Folgerungen für die Wissenschaftskommunikation und dafür, wie Wissenschaftler für die Wissenschaften werben“ hinaus. Es reiche nicht, „wissenschaftliches Wissen einfach bereitzustellen.“ Es müsse auch stets vermittelt werden, mit welchen Methoden es zustande gekommen ist.
Doch die aktuelle Herausforderung für die Wissenschaft ist mehr als eine Kommunikationsherausforderung. Es geht um ein erweitertes Wissenschaftsverständnis in modernen Gesellschaften.