Dabei ist MrWissen2go für ihn von Anfang an eine Art Hobby gewesen. 2012 hat er die Seite ins Leben gerufen, zwei Jahre, nachdem er das Studium in Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Karlsruhe abgeschlossen hatte. Er arbeitete damals als freier Journalist, mal hier, mal da, probierte aus, was sich ergab, war Mitarbeiter bei Logo, Moderator beim NDR-Radio N-Joy, schrieb für die Stuttgarter Zeitung.
Auf die Idee, Bildungsvideos bei YouTube zu zeigen, kam er durch seine Frau. Sie betrieb dort einen Kanal für Schminktipps, mit dem sie ein recht großes Publikum erreichte. Das fand er ziemlich beeindruckend. „Ich wollte das mit einem Thema ausprobieren, das mir liegt“, sagt er. Eins kam zum anderen – sein Interesse an Geschichte, sein Spaß daran, Wissen zu vermitteln. Er hat dann einfach drauflosgedreht, vor der Kamera erklärt, wie es zum Ersten Weltkrieg kam. Das war der Beginn eines Experiments, das ihn nicht nur zu einem erfolgreichen YouTuber gemacht hat.
Dabei ist MrWissen2go cool, aber längst nicht so cool wie LeFloid, der YouTuber, der mit markanten Sprüchen das Weltgeschehen kommentiert und drei Millionen Abonnenten hat. Er ist auch nicht witzig oder besonders originell, wie andere populäre Videoblogger. Mirko Drotschmann ist eher der Typ Nachrichtensprecher. Er mag es, wenn alles seine Ordnung hat. Der Bart ist ordentlich gestutzt. Seine Videos erinnern an Frontalunterricht. Einer steht vorne und erklärt, die anderen hören zu.
Und doch erreicht der Journalist, der sich in T-Shirt oder Hemd mit offenem Kragen vor die Kamera stellt, die Generation Y, die zwischen 1980 und 1999 geborenen Digital Natives, die sich laut Umfragen doch eher für Konsum und Lifestyle interessieren als für Politik. Ganz freiwillig sehen sich Schüler und Studierende seine Filme an, zu 62 Prozent, wie die YouTube-Statistik zeigt, sogar bis zum Schluss. Das sei überdurchschnittlich, so Drotschmann: „In der Regel werden nur 40 bis 50 Prozent aller YouTube-Videos bis zum Ende angesehen.“ Öffentliche und private Wissensanbieter, die bei YouTube oft auf viel geringere Klickzahlen kommen, dürften ihn beneiden.