Wer mit Jürgen Tautz von seinem Haus in den fränkischen Hügeln zum Gebäude seines Instituts in Würzburg fährt, sieht dort ein Projekt, auf das er besonders stolz ist. Ihre Büros haben Tautz und seine Mitarbeiter in einem früheren Kasernengebäude; ein dreigeschossiges, lang gestrecktes Haus ist es, das einstmals amerikanischen Offizieren als Unterkunft diente. Tautz ist im Erdgeschoss untergebracht, aus seinem Fenster führt ein Kabelstrang nach draußen – hin zu einem Bienenstock, den er dort vor dem Fenster platziert hat. Er gehört zu dem besagten Projekt: HOBOS heißt es, HOneyBee Online Studies. Dessen Nachfolgeprojekt we4bee richtet sich gezielt an Schulen. Sie können über das Internet das Leben der Bienen verfolgen: Der Bienenstock ist mit Sensoren ausgestattet, dazu gibt es etliche Messwerte aus der Umwelt, wie Wetter und Feinstaub. Derzeit sind, gesponsert durch die Audi Stiftung für Umwelt, 100 Schulen an dem Projekt beteiligt, alle mit eigenen Bienenvölkern. Die Bienen, so hat Jürgen Tautz beobachtet, sind ein ideales Vehikel, um Schüler für die Biologie und generell für die Naturwissenschaften zu begeistern. Mit seinem neuesten Buch Honigbienen – geheimnisvolle Waldbewohner, für das er mit Ingo Arndt, einem der weltweit renommiertesten Naturfotografen, an Bienenstöcken auf der Lauer gelegen hatte, will er weiter für die Bienen trommeln.
Seinen Studenten, die sich mit Bienen beschäftigen wollen, gibt Tautz immer den gleichen Rat: „Setzt euch am Anfang einfach mal vor einen Bienenstock, stundenlang, und beobachtet die Bienen“, sagt er ihnen. „Und mit der Fachliteratur fangt ihr am besten erst danach an. Verlasst euch drauf: Jeder findet seinen ganz eigenen Zugang zu den Bienen!“
Dieses Selbstbeobachten, das Sich-faszinieren-Lassen ist genau der gleiche Weg, den Jürgen Tautz gegangen ist, damals vor 30 Jahren mit dem ersten Bienenstock, den ihm der Kollege geschenkt hatte.