Dafür ging sie nach Amerika. Ein Souvenir aus dieser Zeit hat sie nicht im Büro, aber in der Erinnerung: „Wenn ich an diese Zeit denke, sehe ich den Observatory Drive in Madison, Wisconsin, vor mir. Die Straße, an der das Hauptgebäude der dortigen Universität liegt“, sagt sie und ihr Blick wirkt ein wenig verklärt. Jenseits des Atlantiks lernte sie eine akademische Kultur kennen, die sie prägte. Der erste Professor, mit dem sie in Madison arbeitete, holte sie nach ihrem Flug über Island nach Chicago und der Fahrt mit dem Greyhoundbus ab. „Es herrschte eine Höllenhitze und als ich gerade von der Bushaltestelle den Weg in meine Wohnung suchen wollte, stand da ein Herr und wartete auf mich. Als Erstes lud er mich auf ein Eis ein – das bestand aus einer riesigen Eiskugel, zu der man sich alle möglichen Zutaten zumischen sollte. Ich nahm Nüsse, Smarties und Schokoflocken aufs Eis und war maßlos fasziniert“, erinnert sich Jutta Allmendinger. So etwas gab es in Deutschland damals noch nicht und es wurde zum Sinnbild für ihre amerikanische Erfahrung, wo alles so anders war als in der alten Heimat: Wie professionell die amerikanischen Universitäten waren, wie gut der Kontakt der Studierenden zu den Professoren, wie persönlich die Förderung – das begeisterte sie.
Es war aber auch eine „toughe Schule“, so nennt sie es. Später etwa, als sie nach Harvard gewechselt war und dort ihre Doktorarbeit schrieb, ging sie erwartungsfroh zu ihrem Professor ins Büro und erwartete eine Rückmeldung zum ersten Kapitel der Arbeit. Der Professor drückte ihr einen Umschlag in die Hand. Darin fand sie Hunderte Papierschnipsel – ihr zerrissenes erstes Kapitel. „Das können Sie besser“, sagte der Professor trocken und schickte sie aus dem Büro. Sie habe in Harvard ungemein viele bittere Lektionen für ihr Leben gelernt, sagt Jutta Allmendinger heute mit dem Abstand der Jahrzehnte – „unter anderem, dass ich über alle Aufsätze, die ich abgebe, lieber noch ein zweites und drittes Mal drüberlese, um sicher zu sein, dass alles sitzt.