Dass Neubert das Thema Digitalisierung auf den Nägeln brennt, beweist sein bisheriger Werdegang: Kaum hatte er in Paderborn sein Abitur in der Tasche, saß er – „direkt nach dem Abi-Ball“ – auch schon im Flugzeug, Ziel: Kalifornien, Silicon Valley. Auf dem Campus der Stanford University, am Lehrstuhl für Education des MOOC-Gurus Professor Paul Kim, absolvierte er ein Praktikum. Seine Aufgabe: ein Marktforschungsprojekt für Onlinekurse, in dem er das Nutzerverhalten und die Bedürfnisse von Usern unter die Lupe nahm. „Ich war sofort total fasziniert von dieser Gründermentalität auf dem Campus – und von den Möglichkeiten, die ich als Praktikant in Deutschland so nicht gehabt hätte: Im Silicon Valley können sich junge Menschen in kleinen Teams von Anfang an Aufgaben mit Verantwortung stellen.“
Dennoch kehrte er zum Studium nach Deutschland zurück – unter anderem, weil gute US-Unis sehr teuer sind. Am Lehrstuhl von Professor Malte Brettel, der digitaler Lehre gegenüber sehr aufgeschlossenen ist, fand er dann an der RWTH Aachen ideale Voraussetzungen, um sich früh auf dem Feld der Onlinekurse auszuprobieren. Ideen, wie Hochschulen über kurz oder lang digitale Lehre fest verankern könnten, finde man zum Beispiel an ausländischen Unis – und dafür müsse man nicht unbedingt bis nach Stanford schauen, ein Blick in die Niederlande genüge, sagt der Jungunternehmer: „Die Uni Delft beispielsweise verpflichtet viele neu berufene Professoren dazu, digitale Lehre zu machen.“ Wohl wissend, dass die alte Generation noch zu fest im Sattel alter Lehrgewohnheiten sitzt.
Neubert und seine Kollegen wollen weiter wachsen, gern auch mit passenden Partnern – der Name „Polarstern“ mit seiner Assoziation von der grenzenlosen Weite des Alls komme natürlich nicht von ungefähr, sagt Neubert. Auch dass das Team einen (halb-)deutschen Namen wählte, ist beabsichtigt: „Wir möchten uns von den fast ausschließlich englischsprachigen Namen anderer Start-ups abheben.“