Ja, solche Blicke in die Zukunft können augenöffnend sein. Beim Thema künstliche Intelligenz beispielsweise gibt es noch viel Aufklärungsbedarf.
Frank: Deshalb sollten wir jetzt auch wegkommen von diesen reinen Showrooms. Es geht nicht nur ums Präsentieren. Wir brauchen Orte, wie die Hubs in Halle und Ludwigshafen, wo man die Fragen und Ängste der Menschen, was neue Technologien oder soziale Umbrüche angeht, wirklich hört und anschließend auch in Forschung und Lehre einfließen lässt. Ich beobachte auch, dass diese Erwartungshaltung seitens der Zivilgesellschaft mittlerweile groß geworden ist. Da kommen die Hochschulen nicht mehr dran vorbei und das ist auch gut so.
Geilsdörfer: Da stimme ich Ihnen zu. Auch zum entstehenden Bildungscampus in Heilbronn, der sich sehr stark für die Gesellschaft öffnen will, höre ich diese Zweifel von Bürgerinnen und Bürgern. Man geht zunächst davon aus, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort über allem schweben werden, im 10. Stockwerk sozusagen, und die Bevölkerung nur aufschauen kann, aber keinen Zugang zu dieser Welt bekommt.
Dieses Einbinden der Bevölkerung ist noch ungewohnt. Wie kann es gestärkt werden?
Frank: Es ist wirklich wichtig, dass dieser Wunsch nach Öffnung hin zur Gesellschaft nachhaltig in der Organisation Hochschule verankert wird. Denn Vertrauen wird immer eher langfristig aufgebaut und nicht bloß mit einzelnen Projekten hier und da. Es muss aber auch Eingang finden in die Forschungsförderung, denn es ist kein Widerspruch zur Grundlagenforschung. Ansätze der transdisziplinären Forschung, die eine Einbindung von Nutzerinnen und Nutzern oder Betroffenen vorsieht, können sehr grundlagenorientierte Fragestellungen bearbeiten, werden aber in der Forschungsförderung noch nicht in gleicher Weise gefördert.
An der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken ist eine Genossenschaft entstanden. Was hat es damit auf sich?
Frank: Die Idee war, Künstlerinnen und Künstlern sowie Gestalterinnen und Gestaltern, die ihr Studium beendet haben, eine Infrastruktur zu geben, dass sie als Gemeinschaft strukturelle Umbrüche im Saarland mitgestalten können. Denn die Realität ist eher so, dass freischaffende Kreative keinen Zugang zu Werkstätten und Technologien haben, die sie für ihre kreativen, gestalterischen Prozesse dringend brauchen – vom Workshop-Raum über die Hobelbank oder den Lasercutter bis hin zum 3-D-Drucker. Die Genossenschaft bietet ihnen jetzt diese Infrastruktur, sie soll auch Bürgerinnen und Bürgern offenstehen. Darüber hinaus ist die Genossenschaft jetzt in einem wichtigen Entrepreneur-Umfeld in Saarbrücken sesshaft geworden – wo man, was wichtige innovative Initiativen angeht, eng angebunden ist. Auch einige Lehrkräfte der Hochschule sind Mitglieder der Genossenschaft. Learnings, konkrete Hilfen und Ideen fließen über die Genossenschaft jetzt zwischen der innovativen kreativen Arbeitswelt und der Hochschulwelt auf kurzem Wege hin und her.