Schon vor einem Jahr, in den Sommerferien, klickte sich die Frankfurterin Elisabeth Siegel durch die Webseiten des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „Weltwärts“. Inzwischen ist sie 18. Sie hat ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,2 abgeschlossen. Studieren wird sie erst einmal nicht. Im September 2016 bricht sie mit Weltwärts zum Freiwilligen Sozialen Jahr nach Tansania auf, wo sie an Kindergärten und Schulen unterrichten und Jugendgruppen leiten wird. „Ich habe Lust auf einen anderen Alltag“, sagt sie. „In Tansania hat man ein anderes Gefühl von Zeit. Sicher komme ich dort an und es geht erst mal gar nichts voran. Aber bestimmt passiert auf andere Weise etwas.“
Ein anderes Zeitgefühl: Kein Wunder, dass sich viele danach sehnen. In Deutschland sollte es in den vergangenen Jahren vor allem schnell gehen: die Einschulung von Fünfjährigen; das sogenannte Turbo-Abi; die Bologna-Reform. Jung und dynamisch, hoffte man, würden künftig auch die Deutschen an die Universitäten und auf den Arbeitsmarkt drängen. Und jetzt das. Statt das hohe Tempo zu halten, treten Schüler einfach auf die Bremse. Reisen durch Australien. Jobben ein bisschen. Machen ein freiwilliges soziales Jahr zu Hause, in Europa oder ganz weit weg. Hängen Praktikum an Praktikum oder schreiben sich für Orientierungssemester an der Uni ein, statt einfach loszulegen.