Digitales Tagebuch des Dr. D.: Siebter Eintrag, September 2018
Das Thema, über das ich in meiner neuen Kolumne schreibe, liegt mir schon länger am Herzen. Allerdings fehlte mir bislang noch der Aufhänger, der mir einen guten Einstieg ermöglicht. Dann stolpere ich bei meiner „publizistischen Heimat“, dem MERTON-Magazin, über den Artikel Datenliteraten braucht das Land! Darin führt der Generalsekretär des Stifterverbandes, Andreas Schlüter, in einem programmatisch-alarmistischen Ton aus, warum es sowohl mehr Informatik als auch Data Literacy in deutschen Bildungseinrichtungen braucht. Die Prämisse für sein Argument ist wohlbekannt: Deutschland darf im globalen Wettbewerb um die digitale Transformation nicht hinterherhinken. Als Belege lassen sich der schleppende Breitbandausbau oder die ungenügende Versorgung von WLAN an Schulen heranführen.
Die Konsequenz besteht in einer technologischen und konzeptionellen Aufrüstung. Beides ist plausibel, in der Umsetzung allerdings nicht trivial. Dies ist begründet in der gewaltigen Komplexität, mit der uns die Digitalisierung täglich begegnet. Darum erscheint es auch nur logisch, wenn Andreas Schlüter die drohende digitale Spaltung – immer mehr Menschen stehen den Errungenschaften der Technik unverständlich gegenüber – zum Anlass nimmt und fordert, Data Literacy als neue Kulturtechnik zu etablieren. So hat es schließlich auch zu früheren Zeiten in der Menschheitsgeschichte funktioniert, als sich nach der Einführung einer neuen Technik auch neue kulturelle Praktiken herausbildeten. Doch spätestens mit der Einführung der Dampfmaschine zeigten sich problematische Muster, wie etwa die Akkumulation der Produktionsmittel in der Hand von wenigen Fabrikbesitzern oder die Mechanisierung der Arbeit, was für viele Menschen stupide, routinemäßige Tätigkeiten bedeutete.