Was muss ein Ingenieur oder eine Ingenieurin heute mitbringen, um für GEA an Innovationen mitzuwirken und das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen?
Als Erstes müssen sie eine intrinsische Motivation für das Thema mitbringen, was bei Ingenieurinnen und Ingenieuren ohnehin der Fall ist. Darüber hinaus geht es heute auch darum, den holistischen Blick einzunehmen. Nachhaltigkeit braucht einen ganzheitlichen Ansatz. Ich komme noch einmal auf das Beispiel Innocent zurück. Wenn ich dem Kunden nur eine Maschine liefere, die energieeffizienter ist, dann hat das nur eine begrenzte Wirkung, weil andere Maschinen in diesem Prozess immer noch genauso viel Energie benötigen. Wenn Sie sich aber die gesamte Prozessanlage anschauen und sich fragen, was geändert werden muss, damit sie als Ganzes energieeffizienter wird, dann haben Sie einen viel größeren Hebel. Das ist etwas, woran wir gemeinsam sehr intensiv mit unseren Kunden arbeiten. Denn das gehört auch zur Transformation. Wir müssen uns öffnen und permanent mit dem Kunden und dem Prozess in Kontakt sein. Das gilt auch für Lieferanten. Je mehr ich den Prozess verbessern will, desto mehr muss ich sie mit einbinden, denn von dort bekomme ich ja die Rohmaterialien und Vorprodukte.
Bilden Hochschulen heute schon die Nachwuchskräfte aus, die Sie für die Transformation brauchen? Oder gibt es Verbesserungsbedarf?
Es gibt erste Studiengänge und einzelne Hochschulen, die das Thema Nachhaltigkeit beispielsweise in der Finanzwelt und beim Thema Nachhaltigkeitsmanagement aufgreifen und Studierende entsprechend ausbilden. Wir freuen uns über Bewerbungen von Absolventinnen und Absolventen mit speziell auf Nachhaltigkeit zugeschnittenen Studienrichtungen. Aber diese Bewerberinnen und Bewerber sind rar und sehr gefragt. Ich glaube, dass die Hochschulen hier noch viel mehr machen könnten. Ich denke auch, dass wir uns generell die Frage stellen müssen, wie gut zukünftige Fachkräfte in Deutschland für die reale Berufspraxis ausgebildet werden. Ich kann Ihnen mein Beispiel nennen. Ich bin Rechtsanwältin. In meinem juristischen Studium habe ich alles gelernt, nur nicht, wie ich einen Mandanten oder eine Mandantin zielgerichtet berate. Ich glaube, in allen Studiengängen gibt es solche Beispiele. Insofern lautet die Antwort: Ja, da ist Nachholbedarf. Die Praxisnähe fehlt zu häufig.
Mit Ihrer Expertise bei GEA: Hätten Sie einen Tipp für andere Unternehmen, wie man das Thema am besten angehen kann?
Sie brauchen ein Topmanagement, das den Weg gehen will. Ich bin sehr stolz darauf, dass unser Vorstand und die gesamte Führung des Unternehmens von der Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit überzeugt sind und eine Vorbildfunktion einnehmen wollen. Diese Überzeugung, dass Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert hat, strahlt in die gesamte Organisation aus. Wenn der einzelne Mitarbeiter oder die einzelne Mitarbeiterin in der Produktion spürt, dass er beziehungsweise sie einen wertvollen Beitrag leistet, weil er oder sie gerade den energieeffizienteren Separator herstellt und damit einen positiven Beitrag für unsere Kunden leistet, dann haben Sie eigentlich alles erreicht.
Vielen Dank für das Gespräch.