Was zeichnet Künstler aus? Es ist ihre Kreativität, ihre Gestaltungslust, die Offenheit für das Experiment. Künstler greifen vielfältige Einflüsse und Stimmungen auf und verdichten sie in einem Kunstwerk.
Im Umgang mit den Klima- und Nachhaltigkeitsherausforderungen lässt sich derzeit wenig von dieser Haltung finden: Die Antworten auf den Klimawandel werden als Verpflichtung und Bürde empfunden. Sie lösen ein schlechtes Gewissen statt Kreativität aus. Dabei steht hinter der Idee der Nachhaltigen Entwicklung eine faszinierende zivilisatorische Vision: Zehn Milliarden Menschen auch auf einem begrenzten Planeten die Chance zu geben, ein gutes Leben zu verwirklichen. Dass dies so ist, ist nicht der (naturwissenschaftlichen) Klimaforschung anzulasten. Sie muss durch exakte und nüchterne Mess- und Modellierungsarbeit die Dynamiken und Folgen der durch den Menschen verursachten Klimaveränderungen aufzeigen.
Das Versagen liegt vielmehr darin, dass Wissenschaft im Anschluss an ihre Forschung nur noch wenig zu bieten hat. Denn auf die naturwissenschaftliche Klimaforschung muss eine sowohl politik-, sozial- und kulturwissenschaftlich als auch ökonomisch und psychologisch aufgeklärte Transformationswissenschaft folgen, welche die Politik und Gesellschaft bei der Bewältigung der mit dem Klimawandel verbundenen Transformationsherausforderungen unterstützt.
Eine solche Wissenschaft darf nicht alleine nach vermeintlich naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten soziale Dynamiken erforschen. In einer solchen Reduktionsspirale befinden sich heute große Teile der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Qualität von Datensätzen, die angewandte Methodik und die Ausdifferenziertheit der Modelle bestimmt deren Forschung stärker als die Relevanz des Untersuchungsbereiches.