Digitales Tagebuch des Dr. D.: Zweiter Eintrag, Januar 2018
Das Jahr 2017 ist zu Ende gegangen und damit kommt normalerweise auch die Zeit für einen ordnenden Rückblick. Was ist alles in Sachen Digitalisierung passiert und was bedeutet das für die Bildung? Da diese Kolumne erst gegen Ende des vergangenen Jahres gestartet ist und ich im Eröffnungsbeitrag zudem erst einmal die grundlegende Ausrichtung dargelegt habe, werde ich hier nun keine klassische Rückschau verfassen.
Stattdessen möchte ich mich auch dieses Mal mit grundlegenden Fragen und Entwicklungen auseinandersetzen, die in der jüngeren Vergangenheit entstanden sind und unmittelbare Auswirkungen auf unsere Zukunft haben. Dabei helfen mir zwei vor Kurzem erschienene Bücher, die ich während der Weihnachtsfeiertage gelesen habe: World Without Mind. The Existential Threat of Big Tech von Franklin Foer und Reclaim Autonomy. Selbstermächtigung in der digitalen Weltordnung, ein von Jakob Augstein herausgegebener Sammelband.
Beide Bücher stehen für eine Art zu denken, die – an manchen Stellen etwas alarmistisch – der Digitalisierung weder blindlings euphorisch noch dystopisch begegnet, sondern sich an den realen Entwicklungen orientiert. An vielen Debatten merke ich, wie sehr Digitalisierung zu einer Projektionsfläche für alle möglichen Hoffnungen und Ängste geworden ist, die oftmals jedoch unbegründet sind. So pumpt die Bildungspolitik seit Jahren viel Geld in Infrastruktur und Ausstattung, verbunden mit der Erwartung, Lehre und Lernen damit besser zu machen. Zuletzt konnten wir das bei der Debatte um den sogenannten Digitalpakt für Schulen sehen. Auf der anderen Seite formiert sich Widerstand gegen die Technik. Der reicht vom plumpen Verbot von Smartphones im Unterricht bis hin zur (subtilen) Propaganda. Ein Beispiel dafür ist das Bündnis für humane Bildung, ein Zusammenschluss von selbst ernannten Aufklärern über die Schrecken der Digitalisierung. Tatsächlich geht es hier weniger um Aufklärung als vielmehr um die Meinungsführerschaft, die jedoch nicht im Konsens, sondern durch Lautstärke erreicht wird. Ich selbst habe dieses „Schauspiel“ am eigenen Leib erfahren.