Die Forschungsergebnisse am Institut für Chemie der Technischen Universität Berlin können sich sehen lassen: Mehr als 40 Patente wurden hier angemeldet. Manche bieten Lösungen für aktuelle ökologische Herausforderungen. Zum Beispiel ein Katalysator, der, wenn er mit Wasser in Kontakt kommt und mit Sonnenlicht bestrahlt wird, unerwünschte Stoffe wie Arzneimittelrückstände oder Mikroplastik vernichtet. Sie werden gasförmig und zurück bleibt sauberes Wasser. Doch aus keinem dieser Patente ist bisher ein Produkt geworden. Ein Unding, findet Martin Rahmel: „Wir haben nicht den Luxus, mit Steuergeldern finanzierte Forschungsergebnisse in der Schublade versauern zu lassen. Wir brauchen Anwendungen, die unseren Planeten entlasten“, sagt der Leiter der Chemical Invention Factory an der TU Berlin.
Er selbst hat sich vor neun Jahren aus dem Chemie-Exzellenzcluster „UniCat“ der Universität heraus an der Gründung eines Unternehmens beteiligt. Vor zwei Jahren kam er zurück an die Hochschule, „um der nächsten Generation zu zeigen, wie man das macht“. Dabei kämpft er vor allem für eine andere Mentalität in seinem Fachbereich: Eine Umfrage unter den Studierenden der Hochschule ergab, dass sich in der Chemie gerade einmal 19 Prozent vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen – das ist der geringste Wert unter den elf befragten naturwissenschaftlich-technischen Fachbereichen. In der Informatik zum Beispiel waren es 61 Prozent. „Aber mit Computern allein werden wir den Planeten nicht retten“, sagt Rahmel. Mit den zwölf Prinzipien der „Green Chemistry“, die unter anderem die Abkehr von einer fossilen und die Hinwendung zu einer nachwachsenden Rohstoffbasis verfolgt, hingegen schon.