Mithilfe der beiden Gemeinschaften gelang ihm das Wichtigste: dem Nachwuchs eine Zukunft zu eröffnen über Forschungsstipendien und Reisestipendien, um die unterbrochenen Beziehungen zum Ausland wiederzubeleben, und Druckkostenzuschüsse. Diese gar nicht spektakulären Maßnahmen bewahrten tatsächlich die Wissenschaft davor, zusammenzubrechen. Es gab immer wieder Kritik an seiner Selbstherrlichkeit, doch auch heftige Gegner anerkannten, dass er immer sachlich blieb, sich von keinem instrumentalisieren ließ, Moden zu folgen, sondern souverän möglichst viele dafür gewann, in seinem Sinne die Lage der Wissenschaftler und der Wissenschaft zu stabilisieren. Nach der „nationalen Revolution“ 1933 meinten die jungen Nationalsozialisten, auf den Rat des Alten, der aus veralteten und zu überwindenden Zeiten stammte, verzichten zu können. Doch Friedrich Schmidt-Ott wollte sich keineswegs in das Privatleben zurückziehen und übernahm 1935 den Vorsitz im Stifterverband. Das erlaubte ihm, ohne Rücksicht auf die dauernd veränderten nationalsozialistischen Organisationen der Wissenschaftsförderung, weiterhin einen gewissen Einfluss wahrzunehmen, nicht zuletzt über seine persönlichen Beziehungen und Verbindungen.
Nach dem Zusammenbruch 1945 konnten frühere Mitarbeiter die Wissenschaftsförderung in seinem Sinne modifiziert wieder aufbauen, was er noch erlebte. Über seine Person gab es in der Bundesrepublik, die kaum an Traditionen anknüpfen konnte und wollte, zumindest in der Wissenschaftspolitik eine Kontinuität, die weit hinabreichte in das indessen aufgelöste Preußen. Diese Kontinuität veranschaulichte Seine Exzellenz, der greise Friedrich Schmidt-Ott, der als Ehrenpräsident der DFG dem Stifterverband weiterhin verbunden war.
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Eberhard Straub ist Historiker und Publizist. Seine bekanntesten Werke beschäftigen sich mit den Wittelsbachern, dem Hamburger Reeder Albert Ballin oder der Geschichte Preußens. Von 1991 bis 1997 war Straub Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Stifterverbandes.
Die obigen Textauszüge stammen aus dem Buch: Friedrich Schmidt-Ott: Erlebtes und Erstrebtes 1860-1950, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1952.