Die Forschung in Kollaborationszusammenhängen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch die Verknüpfung von Kompetenzen und Erfahrungen, die gemeinsame Nutzung kostenintensiver Ressourcen und die Zusammenführung unterschiedlicher disziplinärer Sichtweisen werden Synergieeffekte erzeugt und innovative Forschungsvorhaben befördert. Die Zusammenarbeit von Forschenden beinhaltet jedoch auch Risiken. Zurückzuführen sind diese Risiken auf Rahmenbedingungen und Strukturmerkmale, die Forschungsverbünde und die Zusammenarbeit der Beteiligten kennzeichnen.
Das Projekt DEKiF ("Determinanten und Effekte von Kooperationen in homogenen und heterogenen Forschungsverbünden") untersucht im Rahmen unterschiedlicher Teilstudien die Durchführung von Verbundforschung. Gegenstand sind Personenverbünde, die zumeist als drittmittelfinanzierte Forschungskooperationen organisiert sind. Hierbei werden homogene Kooperationen – Verbünde, in denen Organisationen beteiligt sind, zu deren primären Zielen die Forschung gehört – und heterogene Kooperationen, an denen neben Forschungsorganisationen auch privatwirtschaftliche Akteure, (Interessens-)Verbände oder administrative Organisationen beteiligt sind, unterschieden. Das Ziel ist die Kartierung von Kooperationsproblemen sowie die Identifizierung von Ursachen und Lösungsansätzen. Gefragt wird außerdem nach den Auswirkungen von Kooperationsproblemen auf den Erfolg von Forschungsverbünden.
Die Häufigkeit, mit der Kooperationsprobleme das Gelingen einer Zusammenarbeit in Forschungsverbünden beeinträchtigen, lässt sich empirisch nur eingeschränkt beurteilen. Nach den Ergebnissen der Onlinebefragung bewerten ein Drittel der befragten Verantwortlichen in der Projekt- und Verbundleitung die Zusammenarbeit als "sehr gut" und 56 Prozent als "eher gut". Demgegenüber bewerten zehn Prozent die Zusammenarbeit als "eher schlecht" und lediglich ein Prozent kommen zu der Bewertung „sehr schlecht“. Wenn eine negative Bewertung der Zusammenarbeit vergleichsweise selten erfolgt, bedeutet dies jedoch nicht, dass kein Handlungsbedarf erkennbar wäre. Denn auch bei einem eher seltenen Auftreten von Problemen können diese den gemeinsamen Erfolg von Forschungsverbünden maßgeblich negativ beeinflussen.
Um Hinweise zu präventiven und intervenierende Maßnahmen zu generieren, führt dieses im September 2022 veröffentlichte Diskussionspapier die Ergebnisse der Teilstudien zusammen. Es stellt Problemwahrnehmungen und Lösungsansätze heraus und fragt nach den Effekten hinsichtlich des Erfolgs von Kooperationen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden Empfehlungen für die künftige Gestaltung von For-schungsverbünden formuliert, die sich an Akteurinnen und Akteure in der Forschungsförderung, Vertreterinnen und Vertreter des Wissenschaftsmanagements und der Wissenschaftspolitik sowie an Forschende selbst richten. Hierbei werden auch Ergebnisse eines Workshops berücksichtigt, den DEKiF im Januar 2022 durchgeführt hat und an dem viele Personen teilgenommen haben, die in verbundförmig organisierter Forschung tätig sind. Die Ausführungen orientieren sich an dem idealtypischen Modell eines "Lebenszyklus" projektförmig organisierter Verbundforschung, das vier Phasen (Orientierung, Konfiguration, Umsetzung und Evaluation) unterscheidet:
Im Folgenden werden zunächst für jede Phase die wichtigsten Herausforderungen herausgearbeitet. Dem liegt eine Systematisierung von sieben Typen von Kooperationsproblemen zugrunde, die sich in den empirischen Studien als relevant herausgestellt haben:
Von besonderer Bedeutung ist hierbei die wechselseitige Beeinflussung von Kooperationsproblemen, die im Folgenden näher erläutert wird. Zunächst gehen wir auf die sich in jeder Phase anders darstellenden Problemlagen ein. Anschließend werden die Lösungsstrategien der von uns befragten Akteure dargestellt und Empfehlungen formuliert.
Malte Hückstädt
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
Melike Janßen
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
Axel Oberschelp
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung
Nick Wagner
Stifterverband
Mathias Winde
Stifterverband
Carina Weinmann
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf