Der Stifterverband fordert und fördert die Gründerszene an Hochschulen – zum Beispiel mit seinem Programm Entrepreneurial Skills. Sie lehren und forschen als Professor für Deep Tech Entrepreneurship an der Potsdamer XU Exponential University. Welchen Mindset sollten die Hochschulen vermitteln, damit junge Technologieunternehmer es schaffen, erfolgreich auszugründen – über die zahlreichen Hürden hinweg?
Ich halte Entrepreneurial Skills für eine sehr wichtige Initiative des Stifterverbandes. Je früher man junge Menschen an Entrepreneurial Thinking heranführt, desto besser. Aus meiner Erfahrung halte ich die vier „H’s“ für einen guten Kompass, um die Entrepreneurship-Ausbildung an Hochschulen geschickt auszurichten und zu strukturieren. Das erste H steht für Head, Kopf – gemeint ist also der Mindset, die grundsätzliche Einstellung. Bin ich risikofreudig? Fokussiert? Resilient? Dann kommt die Hand, das Werkzeug, mit dem ich arbeite. Habe ich tatsächlich bewährte Verfahren, Konzepte und Mechanismen zur Hand, mit denen ich meine Organisation ausstatten kann? Das dritte H steht für Heart. Für einen Entrepreneur bezeichnet Herz die Fähigkeit, „zu brennen“, die unternehmerische Leidenschaft als grundsätzliche Einstellung. Dazu gehört auch, prinzipiell experimentell getrieben zu sein, nach dem Motto: „Wir legen los und haben keine Angst vor Fehlern.“ Und das vierte H ist Home, das Community-Thema: die gute Unterstützung im vielfältigen Netzwerk. Optimal ist es natürlich, wenn sich alle vier „H’s“ gegenseitig unterstützen.
Auf welche Stellschraube, neben der Förderung wichtiger Skills, müssen wir noch achten, damit sich Gründerkultur besser entwickelt?
Wir brauchen im Wissenschaftssystem mehr Transparenz, damit wir jenseits vom Klein-Klein der einzelnen Initiativen und Fördertöpfe zielgerichteter und effizienter handeln. Dafür müssten wir den Status quo möglichst genau erfassen, immer auf dem neuesten Stand halten und einen breiten Zugang zu den Daten ermöglichen. Erst dann können wir wichtige Fragen rund um das Transfersystem beantworten: Wie gut ist die Produktivität von Forschungsinstitutionen und Hochschulen wirklich, wenn es um die Kommerzialisierung von Forschung geht? Wie viel reeller Wert wird in Form neuer Unternehmen geschaffen? Wie viele Start-ups und Spin-offs werden aus Hochschulen heraus gegründet? Wie viele Arbeitsplätze und letztlich wie viel Wohlstand vor Ort entsteht tatsächlich daraus? Viele Hochschulen nutzen zum Beispiel ihr Alumni-Datenbank-Netzwerk nur unzureichend. Wie will man nachvollziehen, was passiert, wenn zum Beispiel ein PhD ein halbes Jahr nach Verlassen seiner Uni gründet? Wie lässt sich das zuordnen? Auch müsste man den Erfolg von Ausgründungen jahrelang beobachten. Der wirkliche Wert eines Unternehmens entsteht erst, wenn es über Jahre erfolgreich wächst, Übertragungseffekte am Standort erzeugt.