Politisch ist der Boden für die Entwicklung neuer Bildungsformate also bereitet. Dass sich auch in Deutschland die Hochschulen zusehends mit dem Thema beschäftigen, kann Ann-Katrin Schröder-Kralemann gut nachvollziehen. „Micro-Credentials und Micro-Degrees sind wunderbare Elemente der Weiterbildung und des lebenslangen Lernens, weil sie niedrigschwellig, zeitlich und räumlich flexibel sowie unabhängig davon sind, was Interessierte an Vorkenntnissen und zertifizierten Kompetenzen mitbringen“, sagt sie. Schröder-Kralemann betreut beim Stifterverband das Weiterbildungs-Audit – ein Projekt, bei dem dieses Jahr fünf Hochschulen ausgewählt wurden, um neue Wege in der Weiterbildung zu erkunden. Mehr als die Hälfte der 57 Hochschulen, die an dem Audit teilnehmen wollten, hatten angegeben, das Thema Micro-Credentials angehen zu wollen. Ein Grund dafür: „Wenn in der Wirtschaft oder im Non-Profit-Bereich ein Bedarf für ein spezifisches, eng umrissenes Thema entsteht, müssen schnell Angebote auf dem Markt verfügbar sein“, sagt sie. Es dauere zu lang, bis dafür weiterbildende Studiengänge entwickelt werden.
Den Bedarf für diese Mini-Formate hat auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) erkannt. „Die Hochschulen werden zunehmend gefordert sein, kleinere Einheiten in der wissenschaftlichen Weiterqualifizierung anzubieten. Wir brauchen Zertifikatsangebote als Ergänzung zu Bachelor, Master und Promotion“, sagt Ulrike Tippe, Präsidentin der Technischen Hochschule Wildau und bei der HRK als Vizepräsidentin zuständig für die wissenschaftliche Weiterbildung.