Digitales Tagebuch des Dr. D.: Fünfter Eintrag, Juli 2018
Gerade liegt der neue Bericht „Bildung in Deutschland 2018“ vor. Er beschäftigt sich indikatorengestützt von der frühen Bildung bis zu den verschiedenen Formen der Weiterbildung mit den Wirkungen und Erträgen von Bildung. Eine Autorengruppe aus verschiedenen Forschungseinrichtungen hat ihn verfasst. Bei so viel Expertise bin ich gespannt, was auf 377 Seiten gesagt wird, insbesondere zur Digitalisierung von Bildung. Dieses Thema bestimmt für mich maßgeblich den Diskurs zur Zeit. Es ist auch für die Zukunft prägend, was sich an bildungspolitischen Dokumenten (Koalitionsvertrag der Bundesregierung) und Programmen (z.B. „Bildung digital“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung) ablesen lässt. Auch Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg oder Bayern präsentieren stolz ihre milliardenschweren Maßnahmen zur Bewältigung des digitalen Wandels. Es vergeht auch kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht von der herausragenden Bedeutung einer modernen technischen Infrastruktur für Bildungseinrichtungen die Rede ist, und dass wir Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren, wenn wir nicht rasch digital aufholen.
Andererseits ist der Bildungsbericht auch als Versuch zu lesen, wie eine bestimmte Gruppe einflussreicher Institutionen Bildung versteht und darüber schreibt. Aufschlussreich ist daher die „Definition“ zum Bildungsverständnis. Sie orientiert sich an den Dimensionen „individuelle Regulationsfähigkeit“, „gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit“ sowie „Humanressourcen“. Während „individuelle Regulationsfähigkeit“ noch als Bildung übersetzt werden kann (allerdings in einer so technokratischen Sprache, die keine Referenz zu den Grundlagen des Bildungsbegriffs mehr braucht) und auch das zweite Kriterium durchaus noch in Einklang mit einem reflektieren Bildungsverständnis steht, fallen die „Humanressourcen“ jedoch aus dem Raster.