Auf Bundesebene läuft seit diesem Jahr das Projekt Leistung macht Schule, das zum Ziel hat, besonders leistungsstarke und potenziell besonders leistungsfähige Schüler zu erkennen und zu fördern. Dabei soll auch untersucht werden, wie die Förderung dieser Kinder und Jugendlichen besser in den Regelunterricht integriert werden kann. Als Kriterium für die Förderung spielt der IQ jedoch eine untergeordnete Rolle. „Unterforderung betrifft mehr Schüler als nur die obersten zwei Prozent”, sagt Fischer. Rost weist darauf hin, dass es in der Schullaufbahn zudem um mehr geht, als nur um gute kognitive Voraussetzungen: „Wer nicht richtig lernt und wer nicht motiviert ist, kann trotz eines hohen IQs schlechte Arbeiten schreiben. Umgekehrt muss man nicht außergewöhnlich begabt sein, um gute Schulleistungen zu erbringen.”
„Viel wichtiger als die absolute Begabungshöhe ist ohnehin das Begabungsprofil”, sagt Fischer. Ein Kind könne etwa ausgeprägte mathematische Stärken aufweisen, sprachlich aber vielleicht gewisse Schwierigkeiten haben. Er wünsche sich allgemein einen weiteren Blickwinkel: „Begabungsförderung sollte sich an alle Kinder richten. Kinder werden häufig nur in ihren Schwierigkeiten adressiert und man schaut wenig, welche Stärken sie haben.”
Auch Bergs-Winkels hält den Fokus auf die Kompetenzen von Kindern für besonders wichtig: „Oft geht es nur darum, dass Kinder funktionieren und schulfähig gemacht werden. Die Schule müsste sich aber eigentlich besser an die Kinder anpassen und schauen, was sie tatsächlich brauchen. Dass ein Kind in allem immer der oder die Beste sein muss, ist ohnehin nicht die Zielsetzung der Begabtenförderung.“ Erziehern, Eltern und Lehrern rät sie daher bei der Thematik vor allem zu einem: mehr Gelassenheit.