Das Praktische liegt mir dagegen nicht so sehr. Hier unterscheide ich mich grundlegend von meinem Zwillingsbruder, der Baumaschinen führt. Ich gebe heute an der Universität Mainz Stochastik-Vorlesungen, als frisch gebackene Professorin, gerade von einer Universität aus den USA zurückgekehrt, mit 29 Jahren. Mein Forschungsgebiet ist die Extremwerttheorie. Grob gesagt rechne ich aus, wie weit sich Teilchen in bestimmten, komplizierten, zufälligen Systemen voraussichtlich bewegen können.
Meine Mutter erkannte, dass kniffelige Matheaufgaben mich aufmuntern. Da war ich 13 Jahre alt und in der Schule immer desinteressierter. Deshalb fuhr sie mich immer samstags zum Spezialunterricht, den eine großartige Lehrerin an einer anderen Schule für solche Mathefans wie mich gab. Sie bereitete uns auf die Mathematik-Olympiade vor. Wir waren allesamt Feuer und Flamme. Solche Wettbewerbe waren über Jahre hinweg meine Leidenschaft. Nachdem ich beim Bundeswettbewerb Mathematik gewonnen hatte, lud mich Bildung & Begabung zum Sommercamp in die USA ein. Es war ein Traum: drei Wochen lang Unterricht in Spieltheorie.