Herr Spang, laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung haben fast alle Kinder zu Hause Zugang zu PCs, Tablets oder Smartphones und bedienen sie intuitiv. Wozu brauchen wir da an der Schule noch Medienbildung?
Die Kinder nutzen diese Technik zwar intuitiv, aber sehr oberflächlich auf der basalen Bedienebene. Jemand muss ihnen beibringen, wie sie diese Geräte produktiv und kreativ nutzen können. Meine Schüler sollten zum Beispiel im Musikunterricht eine Internetseite zu Tonleitern für das Schul-Wiki erstellen. Eine sechste Klasse hat im Religionsunterricht Lernfilme und Apps für Flüchtlingskinder entwickelt und ins Internet gestellt. Das sind Kompetenzen, die sie von zu Hause nicht mitbringen. Schule kann da fördern.
Wenn diese Kompetenzen so wichtig sind, warum geht die Entwicklung in Deutschland dann so langsam voran?
Man muss dem System Zeit geben. Wir Deutschen machen immer alles ganz genau, was ja grundsätzlich gut ist. Aber gerade bei Techniken die sich sehr schnell wandeln, stehen wir uns da selbst im Weg. In den USA ist die Entwicklung schon viel weiter: Hier gilt eher das Motto „Machen und dann reagieren.“ Hierzulande ist die digitale Bildung immer noch sehr stark von der Kultur der Schule abhängig, von Leuten, die sich kümmern. Aber auch in Deutschland geht es voran. Nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ vom Dezember vergangenen Jahres kann eigentlich niemand mehr fragen: Wozu brauchen wir das? Die Dinge sind auf dem Weg, die Strukturen werden folgen.