Dieses Dilemmas, das sich im deutschen Wissenschaftssystem bislang nicht auflösen lässt, ist sich auch die Universität Freiburg bewusst, eine weitere durch den Wettbewerb Exzellente Lehre geförderte Hochschule. 2010 hat das Prorektorat für Lehre gemeinsam mit der Stabsstelle Lehrentwicklung den Instructional Development Award (IDA) aufgelegt. Diese hochschuleigene Förderung für gute Lehre bekommen Professoren – Einzelpersonen oder auch Teams – für die Weiterentwicklung und Implementierung von innovativen Ideen. Daraus sind in den vergangenen Jahren konkret Lehrfilme über Palliativmedizin für Medizinstudierende, Fortbildungen von Tutoren, Maßnahmen gegen die unter Studierenden weitverbreitete „Aufschieberitis“ oder Konzepte für E-Prüfungen am Computer geworden. Interessenten müssen sich einem Auswahlverfahren stellen, pro Jahr bekommen bis zu fünf Projekte Mittel in Höhe von je 70.000 Euro.
„IDA ist ausdrücklich dafür konzipiert, die Aufmerksamkeit auf Good-Practice-Beispiele im Professorenkollegium zu lenken. Denn es spricht sich schnell in der Fakultät herum, wenn ein Kollege eine derartige Belohnung für gute Leistungen in der Lehre erhält“, sagt Juliane Besters-Dilger, Prorektorin für Lehre. Dies, hofft sie, soll einen Kulturwandel in der Lehre beschleunigen. Tatsächlich gebe es seit 2010 Jahr für Jahr mehr IDA-Bewerbungen. „Der Wert von Lehre ist allgemein enorm gestiegen. Jeder Bewerber, der sich bei uns für eine Professur vorstellt, muss ein Lehrportfolio vorlegen, außerdem müssen die Bewerber im Gespräch ihre Ideen und Ziele in der Lehre skizzieren. Viele der Bewerber haben bei Antritt der Professur bereits ein Zertifikat für Hochschuldidaktik in der Tasche. Und unsere hochschuleigenen Didaktikkurse sind überbucht, weil das Interesse so groß ist.“
Holger Burckhart, der für Lehre und Studium zuständige Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, bestätigt: „Gute Lehre hat heute einen viel höheren Stellenwert als noch in den Neunzigerjahren. Einer der Gründe dafür ist meines Erachtens der Bologna-Prozess, der vielen Kritikern als Synonym für den universitären Untergang dient. Aber erst durch die Einführung der gestuften Studiengänge, die ja vor allem die Mobilität der Studierenden fördern sollten, begannen in ganz Europa Diskussionen über die Vergleichbarkeit und damit die Qualität dessen, was gelehrt und studiert wird.“
Auch Bettina Jorzik, die beim Stifterverband den Bereich Lehre und akademischer Nachwuchs leitet, kann diesen Trend bestätigen: „Ähnlich wie bei der Exzellenzinitiative ist etwas in Bewegung geraten, auch bei jenen Hochschulen, die letztlich keine Förderung bekommen haben: Dass Hochschulen gezielt und in nicht unerheblichem Ausmaß Drittmittel für die Lehre einwerben können und es auch tun, ist eine neue Entwicklung – ebenso wie das wachsende Bewusstsein dafür, dass sich aus exzellenter Forschung nicht automatisch auch exzellente Lehre ableiten lässt.“ Am Wettbewerb Exzellente Lehre beispielsweise habe gut die Hälfte der deutschen Hochschulen teilgenommen. Und auch die Einzelförderungen des Stifterverbandes fanden und finden großen Zuspruch.