Was ist eine Hochschule wert? Das wird auch 2021 noch vorrangig daran gemessen, wie leistungsfähig und exzellent ihre Forschung ist. Wissenstransfer – das sind die Innovationen, die hohe Summen an Drittmitteln einbringen, aus denen Patente entstehen und Gründungen gelingen, über die Magazine und Wissenssendungen gerne berichten.
Doch dieses recht verstaubte Transferverständnis bröckelt. Spitzentechnologie und kommerzielle Aspekte sind selbstverständlich fast überall wichtige Ziele von Hochschulen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen denken aber zunehmend darüber nach, wie ihre Arbeit das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben verbessern kann. Sie fragen sich nicht erst seit der Coronakrise: Wer könnte in der Politik, Verwaltung, Wirtschaft oder im Alltag mit meiner Forschungsleistung bessere Entscheidungen treffen?
Damit rückt der gesellschaftliche Wissenstransfer in seiner ganzen Breite mehr in den Fokus, der mit Patenten oder Lizenzen zunächst nichts zu tun hat, aber spürbare Impulse für Forschung und Lehre bringt. Doch diese Art von Transfer hat es in sich, denn der Austausch mit der Gesellschaft erfordert Zeit und macht Mühe. Gleichzeitig fehlt es an Wertschätzung und Finanzmitteln, weil bislang kaum jemand wahrgenommen hat, wie aufreibend, aber auch wertvoll diese Transferarbeit sein kann. Sie bewegt etwas. Ihre Leistung lässt sich aber nur schwer erfassen: Ein gemeinwohlorientiertes Studienprojekt bei der Caritas oder aber eine Politikberatung im Gemeinderat zur ländlichen Mobilität – wie will man da Erfolg messen?