Das Silicon Valley gilt hierzulande als das gelobte Land. Scharen von deutschen Managern pilgern ins sagenumwobene Tal der Innovationen, der Inkubatoren und Acceleratoren. Sie wollen lernen, wie das geht mit der Digitalisierung. Stattdessen könnten sie auch das neue Buch des renommierten US-Wirtschaftsautoren Steven Hill lesen. Er hat über 20 Jahre lang dort gelebt und so manche Tech-Bubble kommen und gehen sehen. In „Die Start-up Illusion“ (sowie im Video-Interview mit dem Stifterverband) wirft er einen überaus ernüchternden Blick auf den rücksichtslosen digitalen Plattformkapitalismus von Uber, Airbnb, Upwork und Dutzenden anderen.
Seine zentrale Kritik: „Die US-amerikanischen Technologie-Unternehmen haben den Weg Amerikas zu einer Freelance-Gesellschaft beschleunigt.“ Immer mehr Menschen finden sich als Solo-Selbstständige in schlecht bezahlten Kurzzeitjobs wieder, von sozialer Absicherung ganz zu schweigen. Prekär lebende Clickworker hangeln sich von einem Mikro-Gig zum anderen. Die sogenannte Sharing Economy erweist sich nicht gegenüber allen als freigiebig.