Das politische Schattendasein der Wissenschaft steht dabei in einem eklatanten Widerspruch zu den Potenzialen, die Wissenschaft in der aktiven Begleitung der gesellschaftlichen Umbruchsthemen in diesem Land hat.
Die künftige gesellschaftliche Kohäsion ist insbesondere von den Bildungschancen künftiger Generationen abhängig. Ob und inwiefern es gelingt, auch bisher bildungsferne Milieus an Hochschulen heranzuführen, ist dabei ein zentraler Baustein. Diese Herausforderung beginnt schon im vorschulischen Bereich und setzt sich über die Schule bis in die Hochschule fort. Studienzugang, Abbau finanzieller Eintrittsbarrieren durch die Weiterentwicklung des BAföGs, aber insbesondere Hochschulen, die der Lehre mindestens den gleichen Stellenwert wie der Forschung geben, sind hier von zentraler Bedeutung.
Gleichzeitig steckt das Land in gewaltigen Transformationsprozessen. Energiewende, kulturelle Wende, die Zukunft der Städte und der ländlichen Räume: In all diesen Bereichen wird es in den nächsten zehn Jahren dramatische Veränderungen geben. Diese lösen in Politik und Gesellschaft oft Überforderung und Widerstände aus. Die Gestaltung dieser Wenden in ihrer technologischen, ökonomischen, aber eben auch ihrer sozialen und kulturellen Dimension ist eine der großen Herausforderungen für die kommende Legislaturperiode (vgl. exemplarisch für die Mobilitätswende).
Wissenschaft kann und muss hier in ihrer interdisziplinären Vielfalt mehr als nur Beobachter sein: Sie muss Möglichkeitsräume aufzeigen, Experimente initiieren und begleiten sowie Plattformen für die herausfordernden gesellschaftlichen Debatten schaffen.