Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat bei nicht wenigen Menschen das Vertrauen in die Regulierungskraft und die Vorzüge der Marktwirtschaft zumindest beeinträchtigt, wenn nicht gar erschüttert, und zwar weltweit. Auch in der Wirtschaftswissenschaft, insbesondere in der Volkswirtschaftslehre, hat sich eine lebhafte Diskussion über die Ausrichtung von Forschung und Lehre entwickelt, auch dies weltweit. In Deutschland fand diese Debatte ab 2009 im sogenannten Ökonomenstreit ihren besonderen Niederschlag, meine Sichtweise dazu habe ich damals bei Carta und im ifo Schnelldienst dargelegt, eine umfangreiche Linksammlung findet sich im Blog Blick Log.Der Stifterverband hat, auch als Reaktion auf die Krise, welche von nicht wenigen Ökonomen auch als eine Legitimationskrise der Volkswirtschaftslehre empfunden wird, gemeinsam mit anderen die Tagung „Ökonomie neu denken“ initiiert. Die Tagung findet wieder am Dienstag, 16.2.2016, statt, (siehe Infokasten) zum dritten Mal nach 2012 und 2014. Sie kann am Dienstag live verfolgt werden. Diskutiert wird zum Beispiel, was neue ökonomische Ansätze für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft leisten können, ob das Pendel von einem übertriebenen Glauben an den Markt direkt zu einer unkritischen Akzeptanz staatlicher Eingriffe umschwingt und ob verhaltensökonomische Erkenntnisse eine tragfähige Grundlage für wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen sein können.
Den Auftakt macht mein Kollege Rüdiger Bachmann, einer der exponierten Protagonisten des oben erwähnten Ökonomenstreits, der die Volkswirtschaftslehre – im Großen und Ganzen – auf einem guten Weg sieht und auch die in der Makroökonomik typischerweise verwendeten Modelle verteidigt, auch gegen durchaus bekannte Kritiker wie Nobelpreisträger Robert Solow oder Noah Smith, einer der bekanntesten Blogger unter amerikanischen Ökonomie-Professoren. Eine oft geäußerte Kritik an makroökonomischen Modellen ist, dass noch immer von rationalen, ihren Nutzen maximierenden Individuen ausgegangen wird, die sich in ihrer Intelligenz bzw. ihrer Art der Erwartungsbildung – die nämlich rational sein soll – nicht unterscheiden.