Informatiklehrkräfte sind immer noch rar hierzulande – überrascht Sie das?
Nein, das überrascht mich gar nicht. Deutschlands Lehramtsausbildung wurde über viele Jahre hinweg stark vernachlässigt – sowohl an den Hochschulen als auch in der Politik. Es gab in der Vergangenheit sogar Entscheidungen, die konträr zum Trend getroffen wurden: Als vor etwa 20 Jahren IT und Digitalisierung stark an Fahrt aufnahmen, begann die Bildungspolitik in Bremen beispielsweise damit, an Gymnasien die Leistungskurse für Informatik abzubauen.
Das klingt grotesk.
Das ist es auch.
Womit hat die Bildungspolitik das begründet?
Damit, dass man in Bremen bereits zwei Schulen mit IT-Angeboten habe und das reichen müsse. Gemeint waren das Technische Bildungszentrum Mitte, ein berufsschulisches Gymnasium, und das Schulzentrum Utbremen, das für IT-Berufe ausgebildet. Es hieß: Wer später im Berufsleben „etwas mit Informatik“ machen wolle, der könne dort hingehen, man brauche das nicht überall.
Digitale Kompetenzen und IT-Wissen braucht heute jedes Kind, was 2022 alle wissen dürften.
Diese Haltung hat sich sicher mittlerweile auch überall durchgesetzt. Jetzt sind es wohl eher die fehlenden Lehrkräfte, die einen flächendeckenden Informatikunterricht ausbremsen. Wir brauchen vor allem die Grundkurse in der Sekundarstufe II und mindestens zwei Unterrichtsstunden pro Woche ab der Klasse fünf in der Breite, weil wir jedes Kind erreichen müssen – noch besser wäre ab der Grundschule. Solche Kurse sollten Pflicht werden.