Deutschland fehlt der Informatiknachwuchs. Warum können vor allem Frauen so wenig mit diesem Berufsfeld anfangen?
Viele stellen sich Informatikberufe immer noch sehr unpersönlich vor und erwarten nur die Kommunikation mit der Technik und Maschinen. Selbst von unseren Schülerpraktikantinnen hier an der Professur für Didaktik der Informatik an der TU Dresden höre ich öfters, dass sie nicht in die Informatik möchten, weil sie „lieber etwas mit Menschen machen“ wollen. Dieses Argument bricht mir immer wieder etwas das Herz, weil man mit Informatik natürlich sehr vielen Menschen helfen und unsere Gesellschaft gestalten kann. Aber das dringt zu den Jugendlichen nicht durch.
Warum halten sich die alten Vorurteile so hartnäckig?
Fragen Sie mich etwas Leichteres! Ich denke, es liegt an der Gesellschaft, die hierzulande auch an diesem sehr männlichen, nerdigen Bild der Informatik festhält. Viele Familien transportieren es, aber auch Lehrkräfte in den Schulen. Mädchen, die sich dennoch vorsichtig für Informatik interessieren, finden bislang fast keine weiblichen Vorbilder in ihrem Umfeld oder in den Medienkanälen, die sie nutzen. All das färbt selbstverständlich ab. Das führt sogar so weit, dass manche Mädchen, die unsere Informatikcamps besuchen, nicht wollen, dass ihre Klassenkameradinnen oder Freundinnen davon erfahren.
Weil sie sich schämen?
Vielleicht auch das. Informatik scheint jedenfalls spätestens im Pubertätsalter ziemlich „unfly“ zu sein, also uncool.
Erzählen die Mädchen im Informatikcamp davon?
Wenn wir sie direkt darauf ansprechen, dann schon. Über ihre Sorge, uncool zu wirken, erfahren wir eher am Rande, wenn die Mädchen zum Beispiel am Ende des Kurses plötzlich nicht mit aufs Gruppenfoto wollen, obwohl sie die ganze Zeit mit viel Spaß dabei waren. Wir fragen dann vorsichtig nach, warum sie das nicht möchten.