Hat sich Ihr Unternehmen verändert, seit Sie sich diese Themen noch aktiver vorgenommen haben?
Henkel ist in den vergangenen Jahren noch vielfältiger geworden. Unsere Belegschaft ist internationaler geworden und der Anteil von Frauen in Führungspositionen steigt kontinuierlich, wenn auch nicht mit der Geschwindigkeit, die ich mir wünschen würde: in den zurückliegenden zehn Jahren von 31 auf die 37 Prozent von heute. Gleichzeitig beschäftigen wir uns intensiver mit den Chancen und Herausforderungen, die sich ergeben, wenn Menschen verschiedener Generationen und Kulturen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Fähigkeiten, aber auch Bedürfnissen zusammenarbeiten. Dabei geht es um moderne Konzepte des Wissenstransfers, lebenslanges Lernen oder Mentoring-Programme in beide Richtungen. Viele Entwicklungen, vor allem mit Blick auf flexible Arbeitsmodelle und digitale Zusammenarbeit, haben zudem durch die Pandemie einen deutlichen Schub erhalten.
Sehen Sie auch Aspekte, bei denen das Thema Diversity im Alltag an seine Grenzen stößt?
Ein vielfältiges Team ist vielleicht das interessantere Team, aber noch nicht per se das erfolgreichere. Dazu bedarf es exzellenter Führung, einer wertschätzenden Kultur und Strukturen, die allen Menschen gleiche und faire Chancen zur Teilhabe bieten.
Das klingt gut – aber wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?
Diversity geht immer mit einer integrativen Kultur und Führung einher – und genau hier liegen auch die Herausforderungen. Das Phänomen der „Unconscious Bias“, der unbewussten Vorurteile, ist bekannt und vielfach untersucht. In unserer komplexen Welt laufen viele Denkprozesse automatisiert ab. Unser Gehirn nutzt erlernte Muster, und diese unbewussten Mechanismen beeinflussen unsere Entscheidungsfindung – auch in der Personalauswahl. Ähnlichkeiten schaffen Sympathie, und deshalb gibt es immer noch viel mehr Männer als Frauen in den Vorständen. Führungskräfte, Personalerinnen und Personaler durchlaufen deshalb bei uns gezielte Unconscious-Bias-Trainings.