„Noch ehe meine Amtszeit zu Ende ist, werden wir von Neuem zu prüfen haben,
ob eine Nation, die wie die unsere organisiert ist und regiert wird, bestehen kann.
Es ist keineswegs sicher, wie das Ergebnis lauten wird“.
John F. Kennedy, 1961
Dieser skeptische Blick John F. Kennedys in die Zukunft der USA ist weder besonders überraschend noch originell. Denn schon die Gründungsväter der Union waren sich bewusst, sich auf ein Experiment einzulassen, das scheitern kann – wenn es nicht gelingt, die Bürger dazu zu befähigen, sich ruhig und vernünftig an den Diskussionen über das, was alle angeht, zu beteiligen. Als Briten und klassisch gebildete Politiker gaben sich die Angehörigen einer kolonialen Elite keinen Illusionen über das Volk hin, das seit dem späten 18. Jahrhundert von Sozialphilosophen und Revolutionären zum Souverän erhoben wurde. Es musste ihrer Ansicht nach unbedingt von einer aufgeklärten Regierung geführt werden, die das Volk, immer von Leidenschaften beunruhigt, gleichsam vor sich selber schützt. Die christliche Religion in ihren mannigfachen Varianten heiligte auf jeden Fall den Gehorsam und die Achtung vor den Vätern, wie die Senatoren im alten Rom genannt wurden, die für das öffentliche Wohl zu sorgen hatten. Den Predigern und Pfarrern traten Lehrer, Schriftsteller, Journalisten und Wissenschaftler zur Seite. Sie alle zusammen stellten die öffentliche Meinung her in der Absicht, möglichst viele Einwohner überhaupt für politische Fragen zu interessieren und sie zu allseitig informierten, kompetenten Bürgern und möglichen Repräsentanten des unsichtbaren Volkssouveräns zu erziehen. Dieses hochgesteckte Ziel konnten sie nie erreichen.
In den vornehmen herrschenden Familien – idealtypisch von den Adams aus Massachusetts und Boston verkörpert, einer Senatorenfamilie wie im alten Rom – erkannten ehrgeizige Männer aus dem Volk bald dessen Feinde. Diese egoistischen Patrizier würden ihren Vorteil mit dem allgemeinen Wohl verwechseln und das Volk bevormunden, statt ihm Teilhabe am öffentlichen Leben zu gewähren, wie es die Idee der Republik vorsieht. Solche unverfälschten Vertreter der wahren Interessen des Volkes begriffen sich als leidenschaftliche Populisten und Demokraten. Sie bekämpften vehement das damalige Establishment, das jede Beziehung zum einfachen Mann und gewöhnlichen Amerikaner verloren habe. Die vornehmen Republikaner hatten gründlich die Schriften griechischer und römischer Historiker gelesen. Sie fürchteten die Demokratie als Pöbelherrschaft und Tyrannei der Ahnungslosen. John Quincy Adams war der letzte Präsident der alten Schule, ein literarisch gebildeter Gentleman mit weltläufigen Manieren. Er war der erste Präsident, der durch Verleumdung und üble Nachrede gründlich entehrt und erledigt wurde.