Herr Wagner, Sie haben jüngst den Vorschlag gemacht, einen Teil der Urlaubstage von Beschäftigten in Feiertage umzuwandeln. Was steckt dahinter?
Auf die Idee bin ich in einem Interview mit einer Journalistin gekommen. Ich wurde gefragt, ob es nicht wieder an der Zeit sei, Arbeitszeitverkürzungen einzuführen. Mit dieser Frage habe ich heutzutage nicht gerechnet – und spontan geantwortet, dass es die Freizeitbedingungen der Arbeitnehmer nicht wesentlich verbessern würde, wenn sie eine Stunde in der Woche weniger arbeiteten. Dass sie aber vielleicht sehr davon profitieren würden, wenn wir systematisch mehr gemeinsame Freizeit schafften – und dadurch den Zusammenhalt der Gesellschaft förderten.
Wie haben Sie sich das vorgestellt?
Die spontane Idee war: Von den sechs Wochen Jahresurlaub, die ein Durchschnittsarbeitnehmer hat, könnte eine Woche abgezweigt und in fünf neue gesetzliche Feiertage umgewandelt werden.
Warum brauchen wir mehr Feiertage?
Viele Studien und auch meine eigenen Erfahrungen deuten darauf hin, dass in der neuen Arbeitswelt eine Entschleunigung angeraten ist. Durch die Digitalisierung, insbesondere E-Mails, Handys und soziale Netzwerke, sind wir ständig abrufbereit, auch in der Freizeit, die ja eigentlich freie Zeit sein und der Erholung dienen soll. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft darüber diskutiert, wie sie Freizeit definiert und leben will – und diese Debatte lässt sich sehr gut mit der über neue Feiertage verbinden. Doch solche Prozesse kann man nicht verordnen, sie müssen sich aus einem gesellschaftlichen Bedarf heraus entwickeln.