Die Begierde, anerkannt, ja berühmt zu werden, ließ seit der griechischen Antike viele nie recht zur Ruhe kommen. Wer es verstand, seine Zeitgenossen mit ungewohnten geistigen, künstlerischen oder handwerklich-technischen Leistungen zu überraschen, wurde bald allgemein beachtet und galt als Zierde seiner Stadt, ja der gesamten Kulturgemeinschaft der Hellenen. Erstaunlicherweise kamen aber weder Wissenschaftler noch Künstler, die meist sehr genau ihre Originalität einzuschätzen wussten, auf den Gedanken, ihre Werke oder Schriften eifersüchtig als ein besonders schützenwertes Eigentum auszugeben, an dem sich keiner vergreifen dürfe. Auch war es gar nicht ihr Ziel, mehr als die ihnen gebührende Anerkennung zu erhalten und etwa aufgrund ihrer Fähigkeiten reich werden zu wollen.
Der allseits bewunderte Mathematiker und Physiker Archimedes von Syrakus, 212 vor Christus gestorben, lehnte es nicht ab, für seine Stadt auch als Ingenieur tätig zu werden, aber er ließ sich nicht dazu herbei, schriftlich zu hinterlassen, wie die von ihm ersonnenen Kriegsmaschinen auch ohne seine Anleitung und Kontrolle hergestellt werden könnten. Die Wissenschaft des Erfindens und Bauens von Geräten, wie der Historiker Plutarch berichtete, also jede praktische Verwertung seiner Erkenntnisse in der Absicht, ein gutes Geschäft mit ihr zu machen, verurteilte er als krämerhaft und unwürdig. „Er verwandte seinen Geist und sein Forschen einzig zum Schreiben über Dinge, deren Schönheit und Feinheit in keiner Weise mit dem Notwendigen vermengt war.“ Diese für die heutige Zeit völlig unverständliche und gar skandalöse Einstellung, weil ein Wissenschaftler sich dem Fortschritt verweigert und sein Tun und Treiben gar nicht als mögliches Arbeitsbeschaffungsprogramm verstehen möchte, war damals gang und gäbe. Ein anderes Verhalten hätte einen freien Mann und freien Geist um seine Ehre und sein Ansehen gebracht.
Philosophen, die auch Naturwissenschaftler waren, überhaupt in allen Wissenschaften zu Hause, Dichter und Künstler, auch solche, die sich vornehmlich als Redekünstler darum bemühten, anderen beizubringen, sich zierlich und effektvoll auszudrücken, statt mit rohen Informationen Wissensbestände und Datensammlungen zu vermehren, mussten auf Eleganz und formale Zucht achten. Denn alles Geistige hing mit dem Göttlichen zusammen, das sich wiederum im Schönen offenbart und dem Menschen zur Freiheit verhilft, sein Leben unabhängig von den Zwängen der Berufstätigkeit zu führen und ohne Druck, seine Karriere und Gehaltserhöhungen fest im Auge zu behalten. Die griechische Polis und später das wachsende Römische Reich kannten keine Bildungspolitik. Beide kamen sehr gut ohne Experten aus. Sie verließen sich auf ihre Bürger und deren Lebenserfahrung wie Weltklugheit, erworben im öffentlichen Dienst mit seinen mannigfachen Aufgaben.