Wie in Bremen entstanden und wuchsen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) regionale Allianzen über Jahrzehnte hinweg. Der Verbund verfasste 2011 die „Allianz für Wissenschaft OWL“ als Dach für alle Aktionen rund um den Wissensaustausch zwischen Kooperationspartnern aus Hochschulen, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Anker der regionalen Entwicklungen sind in Ostwestfalen-Lippe die Hochschulen mit insgesamt rund 50.000 Studierenden. Der akademische Nachwuchs steht im Fokus vieler regionaler Anstrengungen, da die Gegend einerseits eine starke Wirtschaft besitzt, mit einem hohen Anteil an kleinen und mittleren Unternehmen, andererseits aber mit Abwanderung konfrontiert ist. So gesehen passte Ostwestfalen-Lippe perfekt in die Stifterverbandsinitiative „Bildungscluster“, die bis 2015 vier deutsche Regionen förderte, um innovative Ideen für die Nachwuchssicherung weiterzuentwickeln.
Im Bildungscluster OWL feilen die Akteure an möglichst effektiven Kontaktmöglichkeiten zwischen Studierenden und lokalen Unternehmen, damit angehende Akademiker schon während des Studiums erkennen, dass es für sie in der Region eine attraktive berufliche Zukunft gibt – ein Umzug nach Stuttgart oder München also nicht zwingend nötig ist. Es entstand das Projekt „Mit dem Bachelor-Traineeprogramm in den Mittelstand“, das Mittelständlern heute als Blaupause dafür dient, mit einem geringen organisatorischen Aufwand, aber auf attraktive Art und Weise Bachelorabsolventen ins Unternehmen zu holen. Flankiert wird dieser Berufseinstieg für die Absolventen von Seminaren an Hochschulen in OWL und von Netzwerkveranstaltungen. Ein anderes Projekt richtet den Fokus auf Masterstudierende in den MINT-Fächern (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), die beispielsweise per Job Shadowing einen Mittelständler bei der Arbeit begleiten können.
Was in zwei Jahren Förderzeit alles umgesetzt werden kann, demonstriert in Ostwestfalen-Lippe eindrücklich das Modul „Service Learning“, das die Idee der Campus-Community-Partnerschaft aufgreift und in kurzer Zeit zum Lieblingsprojekt der Studierenden avancierte. Studierende wenden dabei ihr gerade erst gelerntes Fachwissen in lokalen gemeinnützigen Organisationen an, entwickeln ein Fundraisingkonzept für die Bahnhofsmission Paderborn oder aber eine Marketingstrategie für die von Schließung bedrohte Schlossbibliothek Neuhaus. Entwickelt wurde service learning als Prototyp an der Universität Paderborn in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, wo das Modul mittlerweile curricular in alle Bachelorstudiengänge integriert ist.