Wissenstransfer

Auf dem Weg zur Wissensregion

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(Foto: CC0/publicdomain)
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Regionale Netzwerke erkennen frühzeitig, ob Bildungssysteme für den Fachkräftenachwuchs greifen oder nicht. Sie stärken die regionale Identität und halten damit gerade junge Menschen in strukturschwachen Regionen. Darüber hinaus senken regionale Netzwerke die Arbeitslosigkeit und stärken die Wertschöpfung. Nicht zuletzt initiieren und fördern diese Verbünde Innovationsprozesse. Ihr Lebenselixier ist Wissen und gerade der Transfer dieses Wissens ist der Kern zahlreicher Initiativen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zur Stärkung deutscher Regionen. Wissen soll zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungsinstituten, Wirtschaftsverbänden und Unternehmen, Rathäusern, Kreis- und Landtagen, zivilen Einrichtungen und Interessenverbänden fließen, sich ergänzen, anwachsen und Neues erschaffen. Ob es dabei um Bildungsinitiativen, Forschungsallianzen, Produktinnovationen oder Stadtentwicklungskonzepte geht, ist eher eine Fußnote: Jede Region muss ihren eigenen Weg finden und selbst entwickeln, was den lokalen Herausforderungen und der eigenen Identität entspricht.

Bremen: Von der Fischerei zur Wissenschaft

Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist die Stadt Bremen, die zunächst mit dem Niedergang von Fischerei und Werften kämpfte. Auch die Universität galt in den 1980er-Jahren nicht als sonderlich offen für die Belange von Stadt und Region. Bremen war immer schon eine Kaufmannsstadt, eine akademische Tradition fehlte. Mit der Neuerfindung der Universität, die es bis in die Exzellenzinitiative schaffte, gelang nach und nach die Wandlung hin zur Wissenschaftsstadt. Längst war die Universität nicht der einzige Treiber dieser Entwicklung. Seit den 2000er-Jahren arbeitet in Bremen ein sehr aktives Netzwerk von Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Hochschulen daran, Erfolg versprechende Innovationscluster der Wirtschaftsförderung eng mit Wissenschaftsschwerpunkten an Hochschulen zu verzahnen. Wichtige Themenfelder sind die maritime Wirtschaft, Logistik, Luft-und Raumfahrt, der Automobilbau, aber auch die Sozialwissenschaften.

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(Foto: Stifterverband)
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Warum ist die Wissensregion Bremen so besonders?

Die Identität als Wissenschaftsstadt stärken

In Bremen zeigt sich das Phänomen einer Wissenschaftsregion im städtischen Kontext: Alle Akteure sind sozusagen rund um den Marktplatz herum vertreten, es entstand ein Klima, wo man aufeinander zuging, wo man den informellen Austausch auf kurzen Wegen zu schätzen lernte und intensivierte. 

Meilenstein dieser Entwicklung war die Auszeichnung Bremens gemeinsam mit Bremerhaven zur „Stadt der Wissenschaft 2005“ durch den Stifterverband. Im Fokus stand damals das Ziel, die wissenschaftliche Stärke, die wuchs und gedieh, endlich angemessen und in voller Breite nach außen zu kommunizieren. Der Erfolg schweißte die Akteure weiter zusammen. „Bremens Verbund ist mittlerweile so gut entwickelt, dass er beeindruckend schnell auf Impulse von außen reagieren kann“, so Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. Eine Tatsache, die auch auf die Region Ostwestfalen-Lippe zutreffe.

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Rostock: Science Soap und Rostock's Eleven

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Mit der Science Soap „Sturm des Wissens“ wurde Rostock im Finale des Wettbewerbs „Stadt der Wissenschaft“ ausgezeichnet. Initiator Uwe Freiherr von Lukas (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung) über Rostock als Wissenschaftsstadt.
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Ostwestfalen Lippe: Nachwuchskräfte für die Region gewinnen

Wie in Bremen entstanden und wuchsen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) regionale Allianzen über Jahrzehnte hinweg. Der Verbund verfasste 2011 die „Allianz für Wissenschaft OWL“ als Dach für alle Aktionen rund um den Wissensaustausch zwischen Kooperationspartnern aus Hochschulen, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Anker der regionalen Entwicklungen sind in Ostwestfalen-Lippe die Hochschulen mit insgesamt rund 50.000 Studierenden. Der akademische Nachwuchs steht im Fokus vieler regionaler Anstrengungen, da die Gegend einerseits eine starke Wirtschaft besitzt, mit einem hohen Anteil an kleinen und mittleren Unternehmen, andererseits aber mit Abwanderung konfrontiert ist. So gesehen passte Ostwestfalen-Lippe perfekt in die Stifterverbandsinitiative „Bildungscluster“, die bis 2015 vier deutsche Regionen förderte, um innovative Ideen für die Nachwuchssicherung weiterzuentwickeln.

Im Bildungscluster OWL feilen die Akteure an möglichst effektiven Kontaktmöglichkeiten zwischen Studierenden und lokalen Unternehmen, damit angehende Akademiker schon während des Studiums erkennen, dass es für sie in der Region eine attraktive berufliche Zukunft gibt – ein Umzug nach Stuttgart oder München also nicht zwingend nötig ist. Es entstand das Projekt „Mit dem Bachelor-Traineeprogramm in den Mittelstand“, das Mittelständlern heute als Blaupause dafür dient, mit einem geringen organisatorischen Aufwand, aber auf attraktive Art und Weise Bachelorabsolventen ins Unternehmen zu holen. Flankiert wird dieser Berufseinstieg für die Absolventen von Seminaren an Hochschulen in OWL und von Netzwerkveranstaltungen. Ein anderes Projekt richtet den Fokus auf Masterstudierende in den MINT-Fächern (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), die beispielsweise per Job Shadowing einen Mittelständler bei der Arbeit begleiten können.

Was in zwei Jahren Förderzeit alles umgesetzt werden kann, demonstriert in Ostwestfalen-Lippe eindrücklich das Modul „Service Learning“, das die Idee der Campus-Community-Partnerschaft aufgreift und in kurzer Zeit zum Lieblingsprojekt der Studierenden avancierte. Studierende wenden dabei ihr gerade erst gelerntes Fachwissen in lokalen gemeinnützigen Organisationen an, entwickeln ein Fundraisingkonzept für die Bahnhofsmission Paderborn oder aber eine Marketingstrategie für die von Schließung bedrohte Schlossbibliothek Neuhaus. Entwickelt wurde service learning als Prototyp an der Universität Paderborn in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, wo das Modul mittlerweile curricular in alle Bachelorstudiengänge integriert ist.

Erfolgsstrategien für die Region

Kontaktmöglichkeiten zwischen Studierenden, Unternehmen und Gesellschaft ausbauen, auf allen Seiten sichtbar machen, welches Potenzial in einer Region steckt – all das bringt eine Wissensregion voran. Viele regionale Verbünde tappen aber noch im Dunkeln, wenn es darum geht, den eigenen Grad der Vernetzung oder die existierende wissenschaftliche Stärke realistisch einzuschätzen.

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Was ist die Science Scorecard?

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Wie gelingt die optimale Vernetzung in der Region? Iris Klaßen, Wissenschaftsmanagerin der Hansestadt Lübeck, über das Konzept der Science Scorecard.
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Licht in dieses Dunkel bringt das in Lübeck erdachte Instrument „Science Scorecard“, das Wissensregionen analysiert und das aus dem Sport bekannte System aufgreift, wo auf Scorecards die Leistungen von Sportlern und Mannschaften festgehalten werden. Aktuell wird die Science Scorecard von der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband weiterentwickelt, als praxisbezogenes Forschungsprojekt, an dem aktuell 13 Städte und Regionen teilnehmen.

Der Schwabenbund rund um Ulm gehört dazu. Er ist – wie eigentlich immer – ein Ausnahmephänomen. Kommunen und Städte im Schwabenbund florieren, die lokale Wirtschaft ist stark, auch im internationalen Geschäft. Dabei liegt die Region sozusagen eingekeilt zwischen Stuttgart und München, muss sich gegen beide Zentren behaupten, was ihr bestens gelingt.

Damit dies auch so bleibt, sucht der Schwabenbund weiter nach Erfolgsstrategien für die Region. Eine Schwachstelle wurde längst vermutet und durch die Science-Scorecard-Analyse bestätigt: Ulm und das Schwabenland brauchen mehr außeruniversitäre Forschungsinstitute, mehr Wissenstransfer auf höchster Ebene, damit die lokale Wirtschaft ihre Innovationskraft schneller ausbauen kann.

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Ulm: Neue Impulse fürs Schwabenländle

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Wie profitiert der Schwabenbund von der Science Scorecard? Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer IHK Ulm, über eine Region im Aufbruch.
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Wissensregionen optimal voranzubringen, ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Innovationsprozesse müssen angestoßen, Cluster gemanagt, Bildungsangebote und Wertschöpfungsketten gestaltet werden. In all dem können Hochschulen zugleich der Fels in der Brandung und der Hafen aller Akteure sein. Vielerorts denken Hochschulgestalter darüber nach, wie sie einerseits dieser Rolle besser gerecht werden, andererseits aber auch mit gehissten Segeln für den Verbund Neuland entdecken können. Die Kooperationsstrategien einer Hochschule mit der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft rücken dabei automatisch in den Fokus der Überlegungen.

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(Foto: Stifterverband)
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„Die Zukunft für Potsdam ist die Wissenschaft.“

Potsdam: Wissenschaft ist nicht so sexy wie Film

Brandenburg ist das erste Bundesland, das mit all seinen Hochschulen am Transfer-Audit des Stifterverbandes teilnimmt. Ein Blick auf den Wissenschaftsstandort Potsdam.
Simone Leinkauf: Geschäftsführerin proWissen Potsdam e.V.

Transfer in die Gesellschaft

An dieser Stelle kommt ein weiteres Instrument des Stifterverbandes ins Spiel, das gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung erdacht wurde und sich aktuell in der Pilotphase befindet: das Transfer-Audit. Es ist ein Service für Hochschulen, die ihre Leistungen und Ausrichtungen im Transferbereich bewerten und strategisch bestmöglich schärfen wollen. Hierbei analysieren ein hochschulinternes und ein -externes Team aus erfahrenen Transferexperten gemeinsam den Istzustand im Hinblick auf von der Hochschule selbst gesetzte strategische und operative Ziele. Es ist ein vertrauensvoller Prozess, der den Hochschulen den Blick auf blinde Flecken eröffnen kann.

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Frankfurt: Die 3. Mission der Hochschulen

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Justus Lentsch, Leiter der Stabsstelle Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs an der Universität Frankfurt, die zu einer der Pilothochschulen des Transfer-Audits gehört.
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(Foto: Kay Herschelmann)
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Konferenz „Wissensregionen“

Was macht eine gute Wissensregion aus und welche Rolle spielen Kooperationen dabei? Diese Fragen standen auch im Mittelpunkt der Konferenz „Wissensregionen in Deutschland“, zu der der Stifterverband im Februar 2016 gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung geladen hatte. Ziel war es, den Austausch zwischen den Gestaltern von Wissensregionen zu intensivieren und dabei die Stärken und Herausforderungen regionaler Kooperation herauszuarbeiten. Erfahrungen aus Praxisprojekten der Programmpartner gaben Einblicke in die Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
Einen Rückblick auf die Veranstaltung mit allen Vorträgen und Präsentationen gibt es hier

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