Die präklinische Biomedizin hat ein Qualitätsproblem, sagt Ulrich Dirnagl. Der renommierte Schlaganfall-Forscher von der Berliner Charité hat Hunderte Fachveröffentlichungen zu Schlaganfall und Krebs untersucht und ist zu alarmierenden Erkenntnissen gekommen: Die Studien-Ergebnisse sind oftmals nicht reproduzierbar, Protokolle sind lückenhaft, wichtige Daten nicht verfügbar. Es gibt Mängel im Design und der Auswertung von experimentellen Studien, wie zum Beispiel das Fehlen von randomisierter (also zufallsgesteuerter) Versuchsgruppen-Zuordnung, fehlende oder fehlerhafte Anonymisierung („Verblindung“). Hinzu kommen niedrige Standards im "Reporting", also den Dingen, die bei einer Publikation angegeben werden müssen. Es gibt - so Dirnagl - eine starke Tendenz zur Veröffentlichung von nur scheinbar vielversprechenden Resultaten. In der Folge würden oft aufwendige klinische Prüfungen begonnen, deren (negatives) Ergebnis bei Durchführung von präklinischen Studien hoher Qualität eigentlich vorhersehbar gewesen wäre.