Innovation wird in Deutschland vor allem als Technikthema zelebriert: autonomes Fahren, künstliche Intelligenz (KI), Industrie 4.0. Sie sagen, diese einseitige Sichtweise müsse dringend entzaubert werden.
Ja unbedingt, weil dieses rein technologisch eingefärbte Zukunftsbild seit einigen Jahren schon manchmal bedenkliche Ausmaße annimmt, wie ich finde. Neue Technologien sind wichtig. Es darf aber nicht sein, dass demokratische Werte oder ein Querdenken aus den Geistes- und Sozialwissenschaften vorrangig als störend für Fortschritt und Innovation wahrgenommen wird, weil es dem technologischen Streben vermeintlich im Wege steht.
Nicht alle Probleme unserer Welt lassen sich mit Technik lösen, wie es uns vielleicht das Silicon Valley weismachen will?
Natürlich nicht. Wir brauchen bahnbrechende Forschung in allen möglichen Bereichen: in den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften, in der Politik, Kunst, im Sozialbereich. Leider geht dies aber gerade im öffentlichen Verständnis und in der deutschen Förderpolitik mehr oder weniger unter – der Fokus liegt sehr stark auf Technologien. Sicher, das ist auch erst einmal nachvollziehbar, da die deutsche Wirtschaft in großen Teilen auf technologischen Innovationen aufbaut. Für eine gut funktionierende Gesellschaft muss Innovation aber viel breiter gedacht werden, weshalb wir auch im Hightech-Forum das Label „soziale Innovation“ mitdiskutiert haben.