Dann lassen Sie uns doch diesen schwammigen Begriff der Innovation einmal genauer anschauen. Was sind es für Faktoren, die Innovationen begünstigen?
Ganz am Anfang einer Innovation steht die zündende Idee. Für die Entstehung dieser Ideen kann man ein günstiges Umfeld schaffen, aber ob man sie bekommt, ist letztlich auch vom Zufall abhängig. Setzen wir also in dem Moment an, in dem die Idee auf der Welt ist – denn da fangen die Schwierigkeiten an: Ich brauche die richtigen Leute, die mir helfen, daraus ein Produkt zu entwickeln – diejenigen, die diesen Prozess finanzieren, diejenigen, die das neue Produkt herstellen oder den neuen Prozess anwenden, und diejenigen, die ein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell entwickeln. Auf alle diese Faktoren haben wir dann schon Einfluss, und genau da müssen wir ansetzen.
Lassen Sie uns noch einen Moment bei dieser zündenden Idee bleiben, von der Sie sprachen. Wo entsteht sie mit der größten Wahrscheinlichkeit: Bei jungen Gründern? In der Universität? Oder im Entwicklungslabor eines Unternehmens?
Schauen wir uns dafür doch einmal die Branchen an: In der Automobilindustrie, in der in den vergangenen Jahrzehnten der Verbrennungsmotor das grundlegende technologische Prinzip war, kamen die Innovationen aus den großen Unternehmen; die kleinen hatten da kaum eine Chance. Bei der künstlichen Intelligenz oder auch bei den erneuerbaren Energien sind es eher Start-ups, die Ideen haben und diese ökonomisch umsetzen. Und sehr viel passiert natürlich auch an den Hochschulen. Hier findet Innovation über akademische Ausgründungen einerseits und Patentverkauf oder Lizenzierung an etablierte Unternehmen andererseits statt. Alle drei Bereiche haben ihre spezifischen Probleme, wie sich Ideen zunächst generieren und dann auch tatsächlich in den Markt hineinbringen lassen.
Das hört sich so an, als funktioniere Innovation in allen Ländern ähnlich. Mit Ihrer Kommission beraten Sie aber die deutsche Bundesregierung. Gibt es Faktoren, die hier in Deutschland eine besondere Rolle spielen?
Natürlich gibt es deutsche Spezifika, die in den EFI-Gutachten auch eine zentrale Rolle spielen. Ich komme jetzt noch einmal auf die Automobilindustrie zurück, die hier sehr stark ist: So ist Deutschland wegen ihr im Bereich der Industrieroboter gut aufgestellt, weil dieser bei der Autoherstellung mehr und mehr zum Einsatz kommt. Bei Servicerobotern, die künftig an Bedeutung gewinnen dürften, ist Deutschland allerdings nicht im Spitzenfeld. Oder, anderes Beispiel: Die USA sind bekanntlich sehr gründungsaffin, da finden junge Unternehmen gute Bedingungen. Auch in diesem Bereich kann sich in Deutschland noch etwas bewegen – obwohl wir ja zum Beispiel dank der Berliner und Münchener Szene in den vergangenen Jahren schon viel aufgeholt haben.