In Darmstadt, wo seit mehr als 25 Jahren das erste Passivhaus Deutschlands steht, probt er mit seiner Forschung den Perspektivwechsel. Sein Credo: „Wir müssen in der Betrachtung heute weg vom Einzelgebäude hin zum Quartier.“ Dazu müssten Gebäude in Zukunft Energie besser speichern und selbst mehr Energie produzieren. Und Energieüberschüsse, wie beispielsweise Abwärme aus der Produktion fürs lokale Netz bereitstellen. Der Forscher ist überzeugt: Im Versorgungsnetz der Zukunft, das sich aus erneuerbaren Energien speist, kommt Gebäuden eine wichtige Rolle zu – sie werden vom Consumer zum Prosumer.
Kuhns großes Forschungsprojekt ist der Darmstädter Campus Lichtwiese. Auf dem Areal im Osten der Stadt dominiert eine heterogene Bebauung – mit Forschungseinrichtungen, Laboren und Hörsälen für rund 12.000 Studierende, die hier für Maschinenbau, Chemie, Bauingenieurwesen, Architektur und mehr eingeschrieben sind. „Wir haben hier eine Testinsel“, freut sich Kuhn. Geforscht und simuliert wird interdisziplinär mit anderen Fachgebieten der TU Darmstadt.
Ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk versorgt den Campus heute über ein 14 Kilometer langes Fernwärmenetz mit Wärmeenergie und Strom. Der fossile Energieträger soll ab 2030 abgelöst werden. Wie das gelingen kann, soll Kuhns Forschung exemplarisch klären. Bis 2050 soll der Campus nahezu klimaneutral bewirtschaftet werden.