Was würden Sie sich denn wünschen, um – ganz unabhängig von Corona – die Innovationsstärke in Deutschland zu erhöhen?
Meiner Meinung nach geht es nicht unbedingt um staatliches Handeln etwa bei der Steuerpolitik. Wichtig ist zunächst, dass wir in der ganzen Gesellschaft die Lust auf Innovation wecken. Und da habe ich den Eindruck, dass wir in Deutschland nicht so fasziniert sind vom Fortschritt, von der Innovation, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Amerika zum Beispiel ist da sicher weiter, auch China ist sehr dynamisch.
Woran fehlt es denn, dass in Deutschland diese Lust nicht so ausgeprägt ist?
Unsere Gesellschaft ist stark an Sicherheit orientiert, das ist ohne Frage ein Faktor. Aber bevor ich allzu negativ klinge: Wir sind ja nicht schlecht aufgestellt. Wenn Sie sich zum Beispiel anschauen, wie gut es Deutschland schafft, Wohlstand zu generieren – da sind wir sicherlich nicht schlechter als andere. Mich begeistert immer wieder die Breite der Wirtschaft in unserem Land; es gibt sehr viele unterschiedliche Bereiche, in denen wir wirklich gut sind. Darin liegt übrigens einer der Gründe, weshalb ich mich beim Stifterverband engagiere.
Jetzt machen Sie mich neugierig.
Die Rolle des Stifterverbandes ist es, ein Scharnier zu sein; ein Vermittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Für Unternehmen wie unseres ist das eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Bereichen zu vernetzen und Einblicke zu bekommen. Es gibt wenige andere Möglichkeiten, wie Firmen so breit an der Wissenschaft teilhaben können.
Wie genau bringt sich OHB denn beim Stifterverband ein?
Uns ist es wichtig, dass wir uns in konkreten Projekten engagieren. Neben einer Stiftungsprofessur zum Thema Raumfahrttechnologie/System Enabling Technologies, die wir zusammen mit dem Stifterverband an der Universität Bremen eingerichtet haben, unterstützen wir die Future-Skills-Initiative. Bei diesem Aktionsprogramm geht es darum, die Bedingungen für den Erwerb digitaler und weiterer zukünftig relevanter Kompetenzen zu verbessern, beispielsweise komplexe Datenanalyse, agiles Arbeiten oder Coding. Und auch beim Forschungsgipfel (siehe Kasten unten) engagieren wir uns regelmäßig.