Was bremst Innovationen in Deutschland noch aus?
Die Risikoaversion bei Finanziers und in Unternehmen ist leider weiter ein großes Hemmnis für wirkliche Innovationen in Deutschland. Jeder möchte ein deutsches Tesla, dabei hätte ein Unternehmen wie Tesla in Deutschland überhaupt keine Chance auf die Fördersummen gehabt, wie sie in den USA durch eine gut entwickelte Business-Angels- und Venture-Capital-Szene bereitgestellt worden sind. Hinzu kommt: In den USA ist das gesellschaftliche Klima tendenziell fehlerfreundlicher und Scheitern nicht unbedingt eine lebenslange Niederlage, wie es in Deutschland manchmal den Anschein hat.
Ein weiteres Hemmnis für Innovationen der Zukunft ist, dass diese Innovationen und die Wertschöpfung von morgen im Bereich Software stattfinden werden. Ein Bereich, der in Deutschland international weniger wettbewerbsstark ist – im Vergleich zu den traditionellen forschungsstarken Industrien.
In Deutschland gibt es kein Softwareunternehmen, das auch nur annähernd die Marktkapitalisierung von Apple oder Google besitzt, mit dem Resultat, dass letztere Firmen die großen Talente direkt von den Ivy-League-Unis wegkaufen. Ein Unternehmen wie Daimler oder VW kann sich diese Superbrains unter den herrschenden Bedingungen schlicht und ergreifend nicht leisten – ein Zustand, der sich rasch ändern sollte.
Wie halten Sie Ihre Talente beziehungsweise wie finden Sie neue?
Natürlich arbeiten wir an einem extrem relevanten Thema, der Zukunft der Mobilität. Egal, ob man Autos mag oder lieber Fahrrad fährt, zu den Mobilitätskonzepten von morgen haben wir alle einen direkten Bezug und eine Meinung. Software und Automotive – diese Schnittstelle ist attraktiv für kreative Köpfe aus der ganzen Welt, die beruflichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten sind extrem hoch.
Unsere Mitarbeiter haben von Anfang an ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Autonomie und können ihre Arbeit so proaktiv gestalten. Anders als in einem Konzern kennen sich die Mitarbeiter untereinander. Wir fördern das auch aktiv durch eine abteilungsübergreifende interne Kommunikationskultur. Alle bekommen so einen Blick für das Big Picture, was wiederum die Identifikation mit dem Unternehmen, den Produkten und Kollegen erhöht und motiviert.
Diverse, internationale Teams – ein Weg zum Erfolg?
Eindeutig ja. Innovationen entstehen aus meiner Erfahrung immer dann, wenn motivierte Experten mit unterschiedlichen Wissenshintergründen in einem anregenden, diversen und internationalen Rahmen miteinander arbeiten. Wir versuchen, einen solchen Rahmen bereitzustellen. In unserem Team arbeiten im Augenblick Menschen aus 14 Ländern und hier profitieren wir tatsächlich von Berlins großer Strahl- und Anziehungskraft auf kreative Köpfe. Aus unternehmerischer Sicht heißt das natürlich vor allem, die entsprechenden Ressourcen für Forschung und Entwicklung zu allokieren.
Was sind Ihrer Meinung nach im Moment die spannendsten Innovationstrends?
Die Kombination aus einer vernetzten Welt und künstlicher Intelligenz. Speziell für die Zukunft der Mobilität eröffnen sich hier atemberaubende Möglichkeiten. Die Herausforderung besteht für uns darin, diese mit den derzeit in Deutschland vorhandenen Ressourcen, also Menschen und Kapital, zu gestalten.