Vor welchen Herausforderungen stehen Sie ganz konkret in Ihrer Forschungsarbeit?
Als Entwickler von softwarebasierten Produkten fordert uns die zunehmende Komplexität, die Interdependenz und auch ein sich fortlaufend veränderndes Technologie- und Marktumfeld enorm heraus. Ganz konkret haben unsere bisherigen zwei Generationen Raumfeld-Lautsprecher zwei verschiedene Chips – und da ist es die Kunst, neue Features gleich für beide Plattformen zu entwickeln. Auch wenn die neue Plattform mächtiger ist als die alte, müssen wir die neuen Features auch auf der älteren Plattform zum Laufen bringen. Bislang schaffen wir diesen Spagat: Unsere Raumfeld-Lautsprecher der ersten Stunde sind noch voll kompatibel mit unseren aktuellen Modellen.
Aber das wird nicht so bleiben?
Die fortlaufende Softwareentwicklung für ein Produkt, das bereits seit Jahren im Markt ist und mit immer mehr Funktionen nachgerüstet wird, lässt sich nicht beliebig skalieren, irgendwann wird die ältere Plattform ihre Grenzen erreichen. Funktionen, die viel Rechenleistung beanspruchen, können dann nicht mehr dargestellt werden. Und die Vernetzung unserer Produkte bringt noch eine weitere Herausforderung mit sich: Wir müssen die Kompatibilität mit zahlreichen Drittprodukten sicherstellen – von WLAN-Routern über Smartphones bis hin zu Fernsehern. Daran hat unser Kundenservice sehr zu knabbern. Wenn der Raumfeld-Lautsprecher nicht funktioniert, kann das Problem auch daran liegen, dass etwas am WLAN-Access-Point nicht funktioniert. Wir hatten den Fall, dass ein WLAN-Router den mit ihm verbundenen Geräten verboten hat, miteinander zu kommunizieren – infolgedessen durften auch unsere Lautsprecher nicht parallel Musik abspielen. Da liefen bei uns die Telefone heiß, bis unser Kundenservice herausbekommen hat, was überhaupt das Problem ist, und sich der Hersteller des WLAN-Routers daraufhin bereit erklärt hat, dieses Feature zu deaktivieren. Einige Wettbewerber, vor allem auch globale Konzerne, begegnen diesem Problem dadurch, dass sie ihre Connected-Audio-Produktreihen regelmäßig komplett auswechseln. Ein vor einem Jahr gekaufter Lautsprecher landet dann einfach auf dem Abstellgleis.
Im Vergleich dazu wirkt die Hardwareentwicklung eines vernetzten Lautsprechers relativ trivial ...
... weshalb wir auch versuchen, die Entwicklung von Software und Hardware immer mehr voneinander zu entkoppeln. Neben Produktinnovation gibt es noch eine andere Ebene, die für uns fast ebenso wichtig ist: Innovation in Prozess und Organisation. Wir sind in den letzten Jahren massiv gewachsen, auch international. Dem lässt sich nur begegnen, indem man fortlaufend hinterfragt, ob die bewährten Methoden noch die richtigen sind, um Produkte im notwendigen Rahmen von Zeit, Qualität und Kosten auf den Markt zu bringen.
Ihr Standort ist Berlin. Wie halten Sie Ihre Mitarbeiter?
Insgesamt sind wir in der angenehmen Lage, eine Start-up-Kultur mit der Stabilität eines etablierten Mittelständlers zu verbinden. Es hat große Vorteile, mit dem gesamten Entwicklungsteam im Herzen von Berlin angesiedelt zu sein, aber auch einige Nachteile. Wir profitieren natürlich von der Attraktivität und der Vitalität des Technologiestandorts Berlin – gerade auch, was die Softwareentwicklung betrifft. Das heißt aber natürlich auch, dass wir im Wettbewerb um die besten Entwickler stehen. In der Vergangenheit standen wir in Berlin auch vor der Herausforderung, genügend Softwareentwickler für eingebettete Systeme zu rekrutieren. Hardwarenahe Entwickler und C++-Programmierer sind in Mitteleuropa mittlerweile Mangelware. Wir versuchen, diese Hürde zu nehmen, indem wir unsere Softwarearchitektur sukzessive auf alternative Frameworks ausweiten.