Wie zwei dressierte Schlangen weichen die auf einem Kasten festgeschraubten Roboterarme den Händen des Mannes aus. Nicht nur ihre Greifzangen halten einen Sicherheitsabstand zum Menschen – der gesamte in sich sehr bewegliche maschinelle Arm ist dazu in der Lage. Die Gelenke des Robotersystems sind rund, Ecken und Kanten fehlen. Diese Maschine bewegt ihre Montagearme erstaunlich fließend, fast elegant. Das System reagiert auch auf Gesten: Als der Mann seinen Arm senkrecht in die Höhe hebt, erkennt der Roboter den Befehl und erstarrt zu Stein. (Die Funktionsweise des Roboters im Video.)
Bislang sind Maschinen nicht schlau genug, um direkt neben dem Menschen zu montieren, zu schweißen und zu lackieren. Robotersysteme arbeiten weitestgehend noch hinter Schutzgittern, damit sie Arbeiter nicht verletzen. Anders das oben beschriebene Robotersystem iMRK: Es demonstriert eindrücklich, wie eine intelligente Mensch-Roboter-Kollaboration im Zeitalter von Industrie 4.0 wohl aussehen wird. Schutzgitter sind dann überflüssig. Und die Roboter werden, wie es Wolfgang Wahlster, Informatikprofessor und CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) gerne formuliert, aus ihren Käfigen befreit.
iMRK ist ein gemeinsamer Innovationsvorstoß des Robotics Innovation Centers (RIC) der DFKI GmbH und des Smart Production Labs der Volkswagen AG. Das Projekt erforscht eine kollisionsfreie Dual-Arm-Manipulation in einem geteilten Mensch-Roboter-Arbeitsraum. Es geht um die Entwicklung der hierfür notwendigen Hard- und Software. Zugleich aber um eine Zeitenwende: Intelligente, autonome Maschinen sind in der Gesellschaft umstritten.