„Offenheit ist bei Weitem noch kein Standard“, sagt Christian Heise, der zum Thema „Von Open Access zu Open Science“ promoviert hat. Er fand heraus, dass mittlerweile 18 bis 20 Prozent der deutschen Publikationen über Open Access zugänglich sind. Die Wissenschaftsverlage sitzen dabei immer noch mit im Boot. Ließen sie sich früher ihre Dienste von den Lesern und Bibliotheken teuer bezahlen, sind es nun zunehmend die Veröffentlicher (Wissenschaftler und/oder wissenschaftliche Einrichtungen) selbst, die zur Kasse gebeten werden. Dass die Verlage das Gros wissenschaftlicher Erkenntnis noch immer hinter hohen Bezahlschranken halten, stößt Heise sauer auf. „Das aktuelle Publikationssystem verhindert, dass Wissenschaftler, die an unterschiedlichen Orten zum gleichen Thema forschen, voneinander erfahren.“
Eine offenere Wissenschaftskommunikation könnte dagegen helfen, Doppelarbeit zu vermeiden, von Fehlern anderer frühzeitig zu lernen oder auch wissenschaftliche Versuche besser reproduzierbar zu machen. „Die großen Skandale der letzten Jahre – etwa in der Genforschung – beruhten vor allem auch darauf, dass letztendlich niemand wusste, wie die Experimente genau gemacht wurden und wie man sie nachvollziehen kann“, sagt Christian Heise. Fachzeitschriften, die in erster Linie an spektakulären und neuen Resultaten interessiert sind – und kaum Replikationen veröffentlichen –, gelten dabei als Teil des Problems. Einen aufsehenerregenden Artikel zu geklonten Menschenzellen des Stammzellenforschers Shoukhrat Mitalipov winkte die Zeitschrift Cell nach nur wenigen Tagen Prüfung durch. Fehler in Abbildungen seiner Studie deckte erst ein Gutachter von PubPeer auf, einer Open-Review-Plattform, auf der global vernetzte anonyme Gutachter bislang mehr als 10.000 Studien kritisch unter die Lupe genommen haben.