Innovationssystem

„Man muss klarmachen, wie Kooperationen funktionieren“

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Foto: Bayer Health Care AG
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Wie wichtig ist für Bayer die Zusammenarbeit mit Hochschulen?
Wir arbeiten eng mit Hochschulen, aber auch mit Forschungseinrichtungen, Auftragsforschungsinstituten, Start-ups und anderen Firmen zusammen. Kooperationen sind eine wichtige Säule unserer Innovationsstrategie.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit genauer vorstellen?
Wir haben über die Jahre hinweg ganz unterschiedliche Modelle entwickelt. Es gibt beispielsweise ein Crowdsourcing-Programm, mit dem wir weltweit nach neuen Ansatzpunkten für Medikamente suchen. Forscher können uns Vorschläge machen und wir stellen Mittel zur Verfügung, um ihre Ideen zu validieren. Auf der anderen Seite haben wir strategische Partner wie die Kardiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf oder das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Das ist ein Modell, bei dem wir gemeinsame Entscheidungsgremien haben und gemeinsam Chancen und Risiken tragen. Wenn wir erfolgreich sind, wird auch die Hochschule entsprechend am Gewinn beteiligt.

Was geben Sie im Jahr für die Forschung mit Hochschulen aus?
Wir wollen dieses Jahr 3,9 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren, davon gehen etwa 20 Prozent an Kooperationspartner. Aber das sind nicht nur Hochschulen, sondern auch andere Partner. Man kann auch mal umgekehrt rechnen: Hochschulen haben eine Grundfinanzierung von ungefähr 70 bis 75 Prozent. Von den 25 Prozent Drittmitteln, die sie einnehmen, kommen ungefähr 20 Prozent aus privaten Mitteln. Ich bin also bei rund 5 Prozent der universitären Mittel, die über private Geldgeber beziehungsweise die Industrie zur Hochschule kommen. Das ist an der Gesamthochschulfinanzierung gemessen ein kleiner Teil ...

... der in der Öffentlichkeit aber stark wahrgenommen und hier häufig als undurchsichtig empfunden wird. Was tun Sie, um über Ihre Forschungskooperationen zu informieren?
Wir veröffentlichen beispielsweise – in Abstimmung mit den Universitäten – bei signifikanten Kooperationen Pressemeldungen. 

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Monika Lessl (Foto: Bayer AG)
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Monika Lessls ist Leiterin des Bereichs Innovation Strategy beim Life-Science-Konzern Bayer. Sie ist verantwortlich für strategische Partnerschaften mit Partnern aus Hochschulen und der Biotech-Branche sowie für die Etablierung neuer innovativer Kooperationsmodelle (Stichwort open innovation). 

Wir berichten im Bayer-Forschungsmagazin „research“ und in unseren Jahresberichten über Kooperationen, außerdem publizieren wir dazu in wissenschaftlichen Journalen wie „Drug Discovery Today“ oder „Nature Biotechnology“. Es gibt also vielfältige Möglichkeiten, sich zu informieren. Es gibt jedoch auch Partnerschaften, die wir nicht publizieren, denn viele kleinere Projekte haben nicht unbedingt den Nachrichtenwert. Aber es kann auch patentrechtliche Gründe geben.

Eine weitere wichtige Rolle bei der Herstellung von Transparenz übernehmen unsere Kooperationspartner, die Hochschulen. Sie berichten beispielsweise im Internet ausführlich über bedeutende Kooperationen, sodass die Öffentlichkeit und die Hochschulöffentlichkeit ausreichend informiert werden.

Ein neues Hochschulgesetz hat in Bremen unlängst einen Vorstoß gemacht: Eine spezielle Datenbank für privat finanzierte Forschungsprojekte soll Drittmittelgeber benennen und auch konkrete Themen und Methoden offenlegen. Sehen Sie darin ein Hindernis für Projekte mit Bayer?
Das wäre eine Abwägungsentscheidung. Es gibt sicherlich Projekte, da wäre es unkritisch, dass das publiziert würde. Es gibt andere, da wäre das nicht der Fall. Man muss auch fragen: Wie hoch ist der administrative Aufwand, was ist der Nutzen? Ich denke, der Nutzen wäre eher gering. Ich glaube nicht, dass Datenbanken eine Antwort sind.

Haben Sie generell Verständnis für die Skepsis in Teilen der Öffentlichkeit und die Forderung nach mehr Transparenz?
Letztendlich geht es doch um den Dialog und den Austausch zu diesen Themen. Wie kann ich auf der einen Seite gewährleisten, dass die Freiheit der Forschung gegeben ist, und auf der anderen Seite aber auch, dass es einen gemeinschaftlichen Nutzen aus der Forschung für die Gesellschaft gibt? Man muss ja sehen, dass es auch einen öffentlichen Auftrag gibt: Wir investieren als Bürger über unsere Steuern in öffentliche Forschung, damit es gesellschaftlichen Fortschritt gibt. Wenn ich die Ideen der Hochschulen aber niemals in wirkliche Innovationen umsetze, dann fließt am Ende auch nichts in die Volkswirtschaft zurück. Das muss in einem offenen Dialog adressiert werden.

Wie führen Sie diesen Dialog in der Praxis?
Ich war schon oft gemeinsam mit Vertretern der Hochschulen auf Podien, wo dann auch gefragt wurde, wie unsere Interaktion konkret aussieht. Wir haben auch gemeinsam Vorträge gehalten. Das sind alles Möglichkeiten, um das Thema zu illustrieren. Man muss klarmachen, wie Kooperationen funktionieren.

Sie selbst haben an einer Forschungseinrichtung der Max-Planck-Gesellschaft promoviert und kennen beide Seiten der Medaille: Forscht man in Unternehmen anders, geht man anders mit Forschungsergebnissen um?
Nein. Gute wissenschaftliche Praxis gilt natürlich auch in der Industrie. Was mich in der Industrie damals sehr fasziniert hat, war die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dass ich mich in einem Team wiedergefunden habe, in dem ich unter anderem mit Chemikern, Bioinformatikern und Toxikologen zusammenarbeite, um innovative Lösungen zu finden. Das sehe ich nach wie vor als unsere große Stärke und erlebe in der Zusammenarbeit mit Hochschulen, dass sie diese Kompetenz sehr schätzen. Wir können andere Perspektiven einbringen und darum geht es ja. Wir arbeiten zusammen, weil wir unterschiedliche und komplementäre Stärken haben und so aus eins und eins drei machen können. Es muss einen Mehrwert geben, die Dinge zusammen zu machen, und dabei muss es auch für beide Partner einen Zugewinn geben.

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