Besitzt Ihr Unternehmen eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung (FuE)? Welche Aufgaben hat diese und wie hoch sind Ihre FuE-Ausgaben?
Haug: Unsere Abteilung hat keine speziell für FuE abgestellten Mitarbeiter, das gesamte Team ist dafür zuständig. Etwa 25 Prozent unserer Arbeitszeit in der Abteilung verwenden wir auf Forschung und Entwicklung. Auch bei SAP ist man von der klassischen FuE-Abteilung abgekommen. Der große Nachteil von solchen Abteilungen ist, dass sich der Rest der Firma abgetrennt von der Zukunftsfähigkeit der Firma fühlt. Das demotiviert Mitarbeiter, macht sie neidisch, sodass in der Folge Innovationspotenzial verloren geht. Bei SAP ist jede Abteilung für Innovationen zuständig, wobei es zentrale Teams gibt, die beim Innovationsmanagement und beim Design/Design Thinking unterstützen.
Welches sind die wichtigsten Entwicklungshemmnisse für Ihre Forschung und Entwicklung oder für die FuE-Aktivitäten Ihrer Auftraggeber?
Haug: Oft liegen die Probleme nicht bei Technik oder Business. Das Entwicklungshemmnis für Innovationen, das wir bei jedem Kunden sehen, ist erstens eine starre, hierarchische Struktur und das dazugehörige Denken – beides blockiert, dass Leute zusammenkommen und kommunizieren. Auch bei SAP gibt es immer wieder mal Kommunikationsprobleme. Das ist ein langjähriger Change-Prozess, wenngleich wir nach zwölf, 14 Jahren Erfahrung mit Design/Design Thinking auch schon weiter sein mögen als andere. Denn zweitens ist das Innovationsgeschehen sehr komplex und organisch, weil es mit Menschen zu tun hat. Man muss an vielen Stellschrauben drehen – das überfordert die meisten.
Wie halten Sie Ihre Mitarbeiter und wie finden Sie neue?
Haug: Wir geben unseren zukünftigen Mitarbeitern eine Designaufgabe und beobachten dann in einem lockeren Rahmen, wie sie in Teams zu Lösungen gelangen. Die besten Teams haben nicht unbedingt eine klare Antwort, aber faszinierende Lösungsprozesse. Bei der Auswahl hat das bestehende Team ein großes Mitspracherecht, denn es muss später mit den Persönlichkeiten zusammenarbeiten. Wir bieten unseren Mitarbeitern Selbstbestimmtheit, viel Freiheit und Spaß beim Arbeiten, aber auch die nötigen Leitplanken, damit die Freiheit zielgerichtet bleibt. Das scheint zu klappen, wir haben hoch motivierte Leute und wenig Fluktuation.
Was sind Ihrer Meinung nach im Moment die spannendsten Innovationstrends?
Haug: Vernetzte economies, sowohl zwischen Unternehmen als auch zwischen Staat, Unternehmen und Wissenschaft. Unternehmen müssen in Zukunft mehr miteinander arbeiten und kommunizieren. Derzeit stellen wir einen Community-Manager ein, der europäischen Unternehmen eine solche Vernetzung erleichtern soll, damit sie sich auf Management- und Mitarbeiterebenen treffen und beispielsweise über Kreativräume, Design/Design Thinking, Innovationsmanagement und Führung kreativer Teams austauschen können. Dänemark ist hier ein gutes Beispiel: Öffentlicher Sektor, Unternehmen und Universitäten investieren alle viel in Design/Design Thinking, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.
Was ist Ihr Erfolgsrezept für eine gelungene Innovation?
Haug: Stellt die Menschen ins Zentrum, gebt ihnen den physischen und psychischen Raum und die Zeit, gut zusammenzuarbeiten, und nutzt Prozesse, die sie dabei unterstützen.