Herr Hetze, bevor wir uns damit befassen können, wie es um die wissenschaftliche Politikberatung steht, brauchen wir eine Definition. Was genau ist wissenschaftliche Politikberatung eigentlich?
Ich würde wissenschaftliche Politikberatung in drei Bereiche unterteilen. Der Erste ist die formal geregelte Beratung von der Wissenschaft in Richtung Politik in Gremien oder Beiräten, die vielfach sogar berufen worden sind. Das ist Politikberatung mit einem sehr starken Mandat, hoher Expertise und auch Ressourcen. Bei dieser Form der Beratung ist natürlich immer die Frage, inwiefern die Öffentlichkeit davon profitiert beziehungsweise überhaupt etwas davon mitkriegt. Das ist sehr unterschiedlich.
Der zweite Bereich sind Hintergrundgespräche. Diese sind in der Pandemie natürlich verstärkt durchgeführt worden. Sie finden eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und werden daher auch manchmal kritisch betrachtet. Der dritte Bereich ist dann die Politikberatung über die Öffentlichkeit und Medien. Diesen Bereich darf man nicht unterschätzen. In der Pandemie hat man das sehr stark erlebt und Auftritte in Talkshows, in Zeitungsartikeln oder eben auch Podcasts wie der von Christian Drosten, haben natürlich eine Wirkung. Diese Art der Politikberatung spielt quasi über Bande.