Innovationssystem

32-Stunden-Woche und kreative Freiräume

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Kreative Bürogestaltung (Foto: launchlabs)
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Wie entstehen Innovationen in Ihrem Unternehmen?
Wir versuchen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und uns in unsere jetzigen oder potenziellen Kunden hineinzuversetzen. Beispielsweise haben wir dreimal in der Woche ein Morgenmeeting, in dem wir auch Kundenanfragen besprechen. Wenn wir merken, dass spezielle Wünsche sich häufen, wir sie aber nicht bedienen können, werden alle hellhörig: Könnte man da nicht was machen? Typischerweise hat dann jemand eine Produkt-, Prozess- oder Dienstleistungsidee. An der Ideenweiterentwicklung arbeiten alle Mitarbeiter der launchlabs mit, die an der Wertschöpfung beteiligt sind. So entstanden beispielsweise unsere sogenannten After-Workshops, das sind modulare Feierabendfortbildungen zu Design-Thinking für Personen, die sich während ihrer regulären Arbeitszeit nichts freischaufeln können. Unser Angebot an auf Teamarbeit zugeschnittenen Möbeln und Whiteboards entstand wiederum als Antwort auf Anfragen von Kunden, die genau solche dynamischen Möbel in ihren Arbeitsräumen benutzen wollten, wie sie sie bei uns gesehen hatten. Aus unseren selbst gebastelten „Ikea-Hacks“ haben wir mit einem Partner gerade ein Serienprodukt für interessierte Kunden gemacht.

Besitzt Ihr Unternehmen eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung (FuE)? Welche Aufgaben hat diese und wie hoch sind Ihre FuE-Ausgaben?
Aufgrund unserer Größe haben wir keine spezielle FuE-Abteilung. Wir machen es wie die Kollegen bei Google: 20 Prozent unserer Zeit und damit unserer Personalkosten fließen in eigene Innovationen. Der return on investment ist aber definitiv höher.

Welches sind die wichtigsten Entwicklungshemmnisse für Ihre Forschung und Entwicklung oder für die FuE-Aktivitäten Ihrer Auftraggeber?
Für uns sind es momentan Herausforderungen, die aus unserem schnellen Wachstum resultieren. Da wir keinen Apparat haben, der sich ausschließlich um interne Veränderungen kümmern kann, machen wir unsere Forschung und Entwicklung parallel zum Tagesgeschäft. Das ist nicht immer einfach, aber vergleichsweise ein Luxusproblem. Vielen unserer Kunden fehlt dagegen der Raum für radikale Innovationen und die Expertise, auf radikale Veränderungen der Märkte und Geschäftslogiken zu reagieren – und diese erleben wir durch Herausforderungen wie die Digitalisierung oder Globalisierung immer häufiger. Die Strukturen traditioneller Großunternehmen erhalten das Bestehende oder verbessern es graduell, aber sie stellen nicht das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Die Unternehmen haben zwar schlaue und motivierte Köpfe, diese finden aber nicht den entsprechenden Raum, um ihre Kompetenzen und ihre Motivation auszuleben. Viele Organisationsstrukturen behindern abteilungsübergreifende Projektideen, die dann wegen interner Konkurrenz häufig nicht realisiert werden. Das hemmt Innovationen.

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Simon Blake (Foto: privat)
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Simone Blake ist Geschäftsführer der launchlabs in Berlin, die seit 2012 Innovationsberatung anbieten. Etablierte Unternehmen unterstützen die launchlabs bei mit Methoden der Design-Thinking- und Lean-Start-up-Arbeitskultur zur Weiterentwicklung bestehender Strukturen hin zu schnelleren, flexibleren und kreativen Innovationsprozessen. Das Team besteht aus sieben Personen, wächst aber gerade stark.

Wie halten Sie Ihre Mitarbeiter und wie finden Sie neue?
Wir suchen und finden neue Mitarbeiter über unser Netzwerk. Wir bieten ihnen einen außergewöhnlichen Arbeitsplatz, Eigenverantwortung, Selbstbestimmtheit und eine Reihe weiterer Incentives wie ein gemeinsames wöchentliches Mittagessen auf Firmenkosten, Klausurwochen an interessanten Orten wie Marrakesch oder freie Snacks und Getränke im Büro. Wichtig ist uns auch eine gute Work-Life-Balance. Wie soll man gute Ideen entwickeln, wenn man immer bis spät in die Nacht arbeitet, bis man ausgepowert ist und keine Zeit mehr fürs Privatleben hat? Deswegen arbeiten bei uns alle Mitarbeiter nur 32 Stunden pro Woche.

Was sind Ihrer Meinung nach im Moment die spannendsten Innovationstrends?
Deutschen Unternehmen wird international einerseits großes Vertrauen entgegengebracht: „Wenn die was neu machen, dann richtig.“ Andererseits gilt das Silicon Valley als der Standort für „das nächste große Ding“. Wer heute für sich die richtige Mixtur aus klassischen deutschen Tugenden und der spielerischen Leichtigkeit kalifornischer Unternehmen findet, hat einen großen Vorsprung. Wichtig ist, die Strukturen und Freiräume zu schaffen, damit die eigenen Leute das gemeinsame Potenzial auf die Straße bringen können.

Was ist Ihr Erfolgsrezept für eine gelungene Innovation?
Aus meiner Erfahrung gibt es drei wichtige Faktoren. Erstens das richtige mindset: sich einfühlen und versuchen, Bedürfnisse früh zu erkennen. Zweitens die richtige Organisation: die eigenen Mitarbeiter zu unternehmerischem Handeln zu befähigen und ihnen Freiräume zu bieten, damit sie Teams bilden und Produkte im Markt ausprobieren können. Und drittens der richtige Prozess: keinen teuren Masterplan entwickeln, sondern spielerisch günstige Testballons starten, aus Feedback lernen und üben, üben, üben, wie man es besser macht.

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