Schaum, der sich vor Talsperren in Flüssen auftürmt – das war ein Anblick, der in den 60er-Jahren die Öffentlichkeit aufschreckte. Die Ursache waren schwer abbaubare Tenside in Waschmitteln, die sich seit Jahren über das Abwasser in Gewässern angereichert hatten. Die Politik reagierte bereits 1961 mit einem Gesetz zur Abbaubarkeit waschaktiver Substanzen, Chemieunternehmen brachten wenige Jahre später umweltverträglichere Tenside auf den Markt.
Diese Geschichte erzählt Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität in Lüneburg, gern, um zu beweisen: Wenn es um sauberes Wasser geht, ist ein Umsteuern möglich. Das will er auch mit seiner Forschung zu nachhaltigen Arzneimitteln erreichen. Mit einer Kombination aus Laboranalyse, Computersimulation und chemischer Synthese macht sich der Chemiker und Umweltforscher auf die Suche nach giftigen Abbauprodukten, die Arzneien nach der Einnahme und der Ausscheidung im Abwasser hinterlassen. Und er findet Wege, den chemischen Bauplan der Wirkstoffe so abzuwandeln, dass sie wie gewünscht im Körper wirken, am Ende aber in harmloses Kohlendioxid und Wasser zerfallen.