Und liege ich richtig?
Ja, stimmt, San Diego ist größer. Ein Urteil mittels Wiedererkennung hat eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit. Das heißt, die Dinge, die wir wiedererkennen, sind häufig die größeren Dinge, die Dinge, die stärker sind, von denen es mehr gibt. Wenn man sich nur auf das Wiedererkennen verlässt, trifft man häufig, aber eben nicht immer, gute Entscheidungen.
Was, wenn ich mir im Laufe meines Lebens immer mehr Wissen aneigne und auch Des Moines wiedererkenne?
Auch dafür hat der kognitive Apparat eine Lösung: das Vergessen. Unser Gedächtnis versucht zu erraten, was in Zukunft für uns relevant sein wird, und blendet in der Regel systematisch Informationen aus, die sehr selten genannt werden und weit zurückliegen. Informationen, die wir häufig brauchen, auch weil wir stetig von ihnen hören, bleiben für uns verfügbar. Auf diese Weise können wir weiter auf die mächtige Wiedererkennungsheuristik zurückgreifen. Auch wenn unser Wissen zunimmt.
Sie forschen auch zu einem Thema, das in gewisser Weise erklärt, warum wir uns manchmal ziemlich unvernünftig verhalten. Erklären Sie uns bitte, warum wir immer noch so wenig für den Klimaschutz tun und uns keine Elektroautos kaufen, sondern SUVs mit hohem CO2-Ausstoß.
Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten, Informationen über die Unsicherheit in der Welt zu sammeln. Zum einen kann man das in Gestalt von Beschreibungen tun, zum anderen im Rahmen von Erfahrungen. Wir konnten zeigen, dass diese beiden Arten zu sehr unterschiedlichen Entscheidungen führen können. Selbst wenn die Informationen auch mal im Wesentlichen identisch sein können.
Das heißt bezogen auf den Klimaschutz?
Auf der einen Seite haben wir Beschreibungen, Zeitungsartikel, wissenschaftliche Berichte, Fernsehdokumentationen über die Erderwärmung, die mögliche Konsequenzen und die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens aufzeigen. Auf der anderen Seite haben wir unsere persönlichen Erfahrungen: Bisher hat die globale Erwärmung auf unser Leben kaum Einfluss. Es ist bei uns in Europa ein wenig wärmer geworden, in manchen Gegenden trockener, im Winter fällt etwas weniger Schnee. Die Beschreibung sagt also etwas anderes als die Erfahrung. Und unsere Forschung hat gezeigt: Wenn Beschreibung und Erfahrung in Konflikt stehen, verlassen Menschen sich im Zweifelsfall auf ihre Erfahrung – und schaffen sich eher einen SUV an als ein Elektroauto.