Aber manche Probleme wie etwa der Datenschutz sind immer noch nicht gelöst.
In der Tat, darüber wird weiter diskutiert. Wenn bei Onlinevorlesungen die Klarnamen der Studierenden aufgezeichnet werden, sind das personenbezogene Daten. In diesen Fällen müssten die Lehrenden angeben, wo die Vorlesung wie lange gespeichert wird und was weiter mit dem Mitschnitt passiert. Auch wenn Dozenten aus ihren Privaträumen lehren, entstehen personenbezogene Daten. Derzeit herrscht da eine gewisse Toleranz. Interessant ist auch, dass Anbieter von Konferenztechnologien wie etwa Zoom, WebEx oder DFNconf, die gerade einen Ansturm erleben, nun sehr genau darauf achten müssen, wo die Daten abgelegt werden und dass diese nicht geleakt werden. Das hat für Anwender den Vorteil, dass diese Systeme dadurch sehr viel sicherer und datenschutzkonformer werden. Dieser Innovationsschub hätte ohne die Coronakrise länger gedauert.
Das klingt alles positiv für Open Science. Woran hapert es denn noch?
Was sich noch nicht geändert hat, ist das Creditsystem der Wissenschaft, also die Frage, wie wissenschaftliche Leistungen bewertet werden. Eine Preprint-Publikation oder eine Veröffentlichung von Daten auf dem EMBL-Webportal bedeuten nicht, dass Wissenschaftler auf eine Zeitschriftenveröffentlichung mit hohem Zitationsfaktor verzichten wollen. Dieser Wandel ist noch nicht erreicht. Da braucht es noch eine Generation von Wissenschaftlern, bis sich das ändert. Und auch die Fördermechanismen in der Wissenschaft sind nicht flexibel genug und zu langsam. Die EU-Kommission hat derzeit eine Ausschreibung bis Juni geöffnet, mit der sie Maßnahmen zur Weiterentwicklung für die European Open Science Cloud, kurz EOSC fördern will. Aus Reihen der Wissenschaft wie etwa der GO-FAIR-Initiative wurde angeregt, dass damit auch Covid-19-Konsortien gefördert werden sollten, weil das jetzt relevant ist. Das ging aber aus juristischen Gründen nicht, die Ausschreibung ließ sich nicht mehr ändern.