Herr Dr. von Hirschhausen, denke ich an unsere Zukunft, bekomme ich Kopfschmerzen. Was können Sie mir empfehlen?
Als Therapeut gesprochen: den Schmerz zulassen! Wer über den aktuellen Stand der Welt nicht ein bisschen verrückt wird, ist nicht normal. Als Arzt wurmt mich, dass wir in den großen Zukunftsfragen nicht die wichtige und richtige Reihenfolge einhalten: Erst die Diagnose klären, dann reden wir über Therapiemaßnahmen. Wenn Sie glauben, Sie haben einen Spannungskopfschmerz, der mit Aspirin weg geht, und ich verordne ihnen Chemo, würden Sie mich für bekloppt halten und sich einen anderen Arzt suchen. Erst wenn ich Ihnen gesagt hätte, Sie haben etwas Ernstes, würden Sie verstehen, warum auch die Gegenmaßnahmen radikaler sein müssen.
Das heißt, wir sehen die Katastrophe, handeln aber nicht? Engagieren Sie sich darum für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Developement Goals – SDG) der Vereinten Nationen, die auch das Deutsche Stiftungszentrum verfolgt?
Als Mediziner liegt mir unsere Gesundheit besonders am Herzen. Daher habe ich mich der Ursachenbekämpfung verschrieben und bin Botschafter für die SDGs in Deutschland. Die SDGs sind wichtig, weil wir nur noch wenige Jahre Zeit haben, die Lebensbedingungen erträglich für alle zu gestalten. Die Klimakrise, das Artensterben und die aktuelle COVID-19-Pandemie hängen sehr eng miteinander zusammen. Wenn wir Krankheiten zukünftig verhindern wollen, ist eine zwingende Maßnahme, jetzt endlich den Wildtierhandel weltweit zu stoppen, um Übertragungen von Tieren auf Menschen zu verhindern. Viren machen keinen Halt vor Artengrenzen noch vor Landesgrenzen.